es ist mal wieder Zeit für die Netzantenne: Daniel On Air
http://www.netzantenne.de Ich hoffe, dass die Streams heute nicht überlastet sind.
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Media Creator und Journalist mit Schwerpunkt Digitales und Medienwandel. Sowie Digitalstratege für Medien, Podcasting und Audience Engagement. Kann ich bei einem eigenem oder redaktionellem Projekt unterstützen?
Schon wieder eine Schießerei live auf Facebook. Gestern die Polizeikontrolle in Minnesota. Eine Frau zeigt der —ffentlichkeit über Facebook erst ihren stark blutenden Freund und erfährt im Laufe des Videos, dass er tot ist. Vor drei Stunden die Schießerei in Dallas, bei der vier Polizisten starben und auch hier gab es ein Livevideo auf Facebook, in dem neben viel Sirenengeheul auch ein am Boden liegender Polizist zu sehen war.
Ich habe mir die Videos angesehen. An dieser Stelle baue ich die Videos nicht in den Text ein und verlinke sie nicht. Ihr sollt nicht durch einen simplen Klick diese Szenen zu sehen bekommen. Ich finde es gut, wenn man schon etwas mehr Aufwand dazu betreiben muss. Schon vor ein paar Wochen diskutierten wir über die Schattenseiten von „Facebook Live“, als ein mutmaßlicher Terrorist in der Nähe von Paris einen Polizisten und dessen Freundin ermordete. Die Diskussion reichte von „Wie kann Facebook so etwas zu lassen?“ bis hin zu „Was macht die Bilder mit uns Zuschauern, die einen bisher unbekannten ungefilterten Zugriff auf Tatorte erhalten?“. Ich habe mir die Videos der letzten 24 Stunden angesehen, weil ich wissen wollte, was diese Videos mit mir machen.
Ist es Voyeurismus? Der Drang dabei zu sein? Überflüssig? Als ich das Video der Frau aus Minnesota sah, habe ich ein Gefühl empfunden, mit dem ich gar nicht gerechnet hatte: Klarheit. In den letzten Monaten haben uns immer wieder Fälle von Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA erreicht. Mit der Zeit stumpft man ab. Die Berichterstattung war immer sehr ähnlich. Die Opfer und deren Angehörige klagten an. Die Polizei rechtfertigte sich. Die Proteste. Am Ende bewegte sich wenig und im Kopf festigte sich irgendein Bild über diese Fälle, welches immer wieder abgerufen wird, wenn man von neuen Fällen gehört hat.
Dieses Mal hat uns die Freundin des Opfers mit an den Tatort der Verkehrskontrolle genommen und dafür bin ich ihr auch dankbar. Sie hat unglaublich gut erklärt, was in den letzten Sekunden passiert ist. Wie ihr Freund den Polizisten informierte, dass er seine Papiere aus der Hintertasche habe und wie er sich daraufhin fünf Kugeln einfing. Sie hielt nicht drauf, sie klärte auf. Sie schuf Transparenz. In einem Augenblick sieht man den Polizisten, wie er weiter auf ihren Freund zielt, aber gleichzeitig zittert und schlottert. Es tun sich Fragen in meinem Kopf auf? Reagiert man so nachdem man einen Schuß abgegeben hat? Oder war er völlig mit der Situation überfordert? Das Video funktioniert aus meiner Sicht deswegen so gut, weil die Frau die Situation aus ihrer Sicht erklärt und beschreibt. Es ist natürlich nur ihre Sicht – aber je mehr Sichtweisen man erfährt, desto kompletter wird das Bild.
Mir ist bewusst geworden, wie krass die Todesfälle von schwarzen Amerikanern bei Polizeikontrollen sind. In dem Moment habe ich mich völlig von dem vorgefertigten Bild gelöst, welches die letzten Monate entstanden. Ich kann mir viel besser vorstellen, was wahrscheinlich passiert ist. Den USA dürften schwierige Tage bevorstehen. Das zeigen die Proteste gegen Polizeigewalt in Dallas, die von einigen Idioten missbraucht wurden, um Rache zu üben. Vielleicht geht es den Amerikanern, die sich mit dieser Thematik beschäftigen, beim Anblick des Videos ähnlich wie mir. Jetzt kann sich auch die —ffentlichkeit ein noch besseres Bild von diesen Zwischenfällen machen und vielleicht steigt so der Druck, um wirksame Maßnahmen gegen die Eskalation bei Kontrollen umzusetzen. Oder wie es Joshua Topolsky vor zwei Stunden twitterte: „Here’s an idea: ban guns.“
von Daniel 2 Kommentare
In den nächsten 30 Tagen bekommt eure Snapchat-App ein Gedächtnis. Diese frische Ankündigung aus dem Headquarter der App in Santa Monica ist faszinierend. Sie löst ein Problem, welches mich unterbewusst ziemlich nervte. Es ging um die Frage, wann ich die App überhaupt nutze. Ihr kennt das. Man ist unterwegs und möchte ein Foto machen. Es gibt einfach Szenen, die man nicht nur flüchtig festhalten möchte, sondern für immer. In solchen Momenten habe ich dann sowohl eine Aufnahme für Snapchat, als auch ganz klassisch mit der Smartphone-Kamera gemacht, damit auch mal ein Querformat möglich war. Das könnte sich jetzt alles radikal ändern.
„Memories“ heißt die neue Funktion und wird ein drittes Standbein der App. Wenn ihr vom Hauptscreen nach links wischt, kommt ihr in den Messenger-Bereich. Wenn ihr nach rechts wischt, kommt ihr in den öffentlichen Stories-Bereich. Wenn ihr künftig nach oben wischt, kommt ihr in den „Memories“-Bereich. Dort befinden sich alle eure archivierten Snaps. Ja, Snaps können wir künftig ordentlich speichern.
Drei Funktionen finde ich besonders spannend:
Überlegt euch mal, welche Erzählformate im Story-Bereich auf einmal möglich werden, wenn alte Snaps gepostet werden können. Das wird zu großen Veränderungen führen. Snapchat macht sich jetzt auch Schick für Menschen, für die Fotos nicht nur Kommunikation sind, sondern zum Festhalten von Erinnerungen genutzt werden. Dazu gehört selbst ein großer Teil der Millennials, die sich noch an kapazitätsarme Speicherplatzkarten in den ersten Digitalkameras erinnern können. Mit „Memories“ wird Snapchat aber noch in einem ganz anderen Bereich Facebook, Instagram, Apple & Co. richtig ärgern: Im letzten Herbst war ich baff, als ich in den USA die Verbreitung der App im Alltag der bis zu 35-Jährigen gesehen habe. Die normale Kamera-App auf ihrem Smartphone habe ich auf einmal nur noch selten gesehen. Das dürfte jetzt noch weniger der Fall sein. Mit „Memories“ wird Snapchat die Hoheit über die Kamera auf den Smartphones ihrer Nutzer erobern.
Auf Twitter geht es bald noch bunter zu. Das liegt aber nicht an Hatern, sondern an einer neuen Twitter-Funktion, auf die wir uns schon seelisch einstellen dürfen: #Stickers! Wir können sogar Emoji auf Fotos anklicken und dann Twitter nach diesen Emoji durchsuchen. Ich stelle die Funktion mal hier vor. Sticker für Twitter? Ich möchte mal Twitters geheime Prioritäten-Liste sehen. Ich hoffe es gibt eine.
Stimmung im Netz: Freud und Leid prägen die Stimmung. Riesige Freude über Islands Erreichen des Viertelfinales (Liebling Viral: „2:1 – Island voted Leave!“ ) und ehrliche Trauer um einen Helden der Kindheit: Bud Spencer verabschiedete sich angeblich von dieser Welt mit dem schönen Wort „Danke„.
Fundstück: Bei Starbucks gibt es ein geheimes Getränk. In den USA hat die Zuckerkette sieben Sommer-Drinks eingeführt, aber viele Kunden scheinen den #OrangeDrink zu bevorzugen, der nicht auf der Karte steht, verrät Mashable – müsste man auch mal in Deutschland bestellen.
P.S.: Air Berlin verändert ab Juli sein Preissystem. Falls ihr Topbonus-Meilen sammelt oder Freigepäck sammelt. Es macht einfach keinen Spaß, wie ich gestern festgestellt habe.
Im September finden vom 11. bis zum 13. September die 12. Tutzinger Radiotage statt (im Januar bloggte ich schon etwas vom Orga-Treffen). Und worüber ich mich sehr freue: Wir suchen wieder die „Talente von morgen“! Zum dritten Mal gibt es diese tolle Aktion, die wir zusammen mit unserem kleinen Medienmagazin „Was mit Medien“ bei DRadioWissen durchführen.
Heisst: Wenn ihr in Zukunft „was mit Medien“ machen möchtet, oder bereits „was mit Medien“ macht, aber euch noch nicht am Ziel angekommen fühlt, aber auf jeden Fall von Neugierde angetrieben werdet, dann dürfte dieses Projekt für euch etwas sein. Es ist ja so: Immer reden wir vom crossmedialen Arbeiten, aber es gibt in der Realität nur wenige Gelegenheiten, bei denen man sich wirklich einmal ausprobieren kann.
Wir suchen jetzt sechs junge Journalisten, die Bock haben, einfach zu machen! Wir stemmen ein crossmediales Begleitblog zu den Tutzinger Radiotagen. Ihr könnt euch austoben, bekommt tolle Kontakte in die Radioszene und betreut wird die Gruppe im Rahmen eines Workshops von Dennis Horn und mir. Dieses Mal sind sogar Inge Seibel (u.A. Jury Deutscher Radiopreis) und Martin Heller (Head of Video Innovations von der Welt) als Support dabei. Das gibt viel Input!
Wie kommt ihr hin? Einfach unter www.wasmitmedien.de/tutzing/ bewerben. Inge war heute Abend bei uns in „Was mit Medien“ zu Gast und wir haben auch schon etwas über das Programm der diesjährigen Tutzinger Radiotage verraten und auch einen kleinen Blick hinter die Kulissen von dem Talente-Programm gegeben. Mein Tipp: Hört mal rein!
Bei den letzten beiden Ausgaben haben wir zwei sehr unterschiedliche aber jeweils tolle Talente-Truppen bekommen. Ich freue mich schon auf die Truppe 2016 – und somit freue ich mich auch auf eure Bewerbungen!
von Daniel 10 Kommentare
Hallo Snapchat, wir müssen reden. In den letzten Wochen habe ich mir viel angeschaut, was ihr so auf Snapchat getrieben habt. Was du, du und auch du gesnapt habt. Das habe ich alles gesehen. Rund um die re:publica ist die Liste der Leute, denen ich auf Snapchat folge noch mal explodiert. Abends hieß es oft Snapchat statt Netflix statt Fernsehen. Ich hatte viel Spaß, aber auch Frust. Liebe Leute, ein paar Dinge müsst ihr ganz dringend ändern.
Was besser geworden ist: Vor ein paar Wochen meckerte ich noch, dass viele nur auf dem Weg zu einem Event hin snappen, aber dann vom Event nicht snappen oder hinterher eine Zusammenfassung vergessen. Das ist meiner Meinung nach besser geworden. Aber es gibt da noch ein paar Sachen …
Don’t …
Do …
Was sind eure Do’s und Don’t? Schreibt es in die Kommentare!
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