Fall: RTL! Seit dem 1.7. hat sich der weltbeste Sender ein wenig schick gemacht. Seit dem großen Relaunch im Herbst vor zwei Jahren (das waren noch Zeiten), war die Seite von RTL die erfolgreichste Web. Zwar wurde der Style beibehalten, aber alles ist nun ein wenig aufgeräumter. Außerdem wurde an der Navigation gepfeilt, das finde ich richtig gut. Vorher war es nicht immer ganz einfach auf die vorigen Seiten zu gelangen. Leider wurde mein „Hör‘ mal, wer da hämmert!“-Bereich gestrichen – das ist natürlich traurig.
Leser-Interaktionen
Tipps
Freitag, 14. September 2018
„Uncooler Onkel“ vs. „Bester Freund“ ➡
Warum Nutzer Facebook gegen andere Facebook-Apps für News tauschen.
Was steckt hinter Zeit Online Design? ➡
Christopher Rauscher im Interview mit dem Global Editorial Network.
Fact-Checking für Fotos und Videos ➡
Facebook erweitert sein Prüfprogramm durch externe Partner.
Französisches Mashable am Ende ➡
Die Kooperation mit France 24 ist am Ende (französischer Text).
Der Internet-Wetterbericht: Viele Menschen im Netz ärgern sich, dass die Polizei im Hambacher Forst (Westen) gegen die Baumbesetzer streng vorgeht, aber im Osten die Rechtsextremen nicht unter Kontrolle zu haben scheint. Außerdem im Trend: #WonachSuchstDu. Ein geschickt gewählter Aktions-Hashtag aus der Wissenschaft zum heutigen Max Planck Tag.
Warum Hören so toll ist — Macher aus der Nicht-Radiobranche über ihre Liebe zum Audio
Zum Abschluss der Tutzinger Radiotage gab es noch eine Diskussion mit Audio-Liebhabern, die nicht aus der Radiobranche kommen. Das war für mich ein wichtiges Thema, denn die Faszination über all die neuen Audio-Möglichkeiten in der digitalen Welt sehe ich derzeit an vielen Stellen – nur nicht unbedingt in der Radioszene. Ich habe hier für euch ein paar Notizen, die ich am Mittwoch mitgenommen habe:
Sandra Sperber, Reporterin im Hauptstadtbüro von Spiegel Online und Macherin des Podcasts „Stimmenfang der Politik-Podcast„:
- 2017 hatten die 5 Podcasts von Spiegel Online 4,6 Millionen Plays.
- Podcasts sind für Sandra ein sehr wichtiges Tool, um Journalismus transparenter zu machen. Es können die Personen hinter den Texten für die Nutzer vorgestellt werden. Das schafft eine ganz andere Bindung, die auch hält, wenn der Nutzer das nächste Mal einen Text der Person liest. Sie erzählte die Geschichte, als ein Kollege bei der Interview-Aufzeichnung einen Anruf von Christian Lindner erhielt – wegen einer Interview-Autorisierung. Er ist während der Aufzeichnung ran gegangen. Das gab viel Feedback.
- „Mit unseren Podcasts können wir unserem Journalismus um eine Dimension ergänzen. Wir können uns ganz anders mit unseren Nutzern auseinandersetzen“, sagt Sandra und meint die Interaktion mit den Nutzern. So telefoniert sie viel mit Nutzern und befragt sie und spielt diese Meinungen nicht nur ein, sondern ergänzen diese mit passenden Inhalten.
- Wichtig sind ihr O-Töne von Nutzern, von Dritten und dass die Kollegen rausgehen und berichten.
- Die meisten Hörer gibt es für den Stimmfang-Podcast nicht über die Startseite von Spiegel Online, sondern über Aggregatoren wie iTunes.
- Kleine Anekdote noch. Den Lobocast stellt sie so vor:“Sascha Lobo hat einen Debattenpodcast wo er vor allem viel redet.“
Tina Hüttl & Jenni Roth, freie Journalistinnen, die für die Axel-Springer-Akademie das Podcast-Projekt Alyom betreut haben:
- Die Frage war erst einmal, wie sie Journalisten-Schüler, die bisher noch kein Audio gemacht haben, für Audio begeistern konnten. Die Herausforderung war nicht nur, dass sie Nicht-Radiomacher waren, sondern dass sie noch nicht einmal mehr Radiohörer sind.
- Das Rezept: Viel Hören! Die Dozentinnen haben viele gute Podcasts mitgebracht und sind erst einmal mit „This American Life“ eingestiegen. Auch wenn die Journalistenschüler erst mal irritiert waren, dass sie jetzt zwei Tage Audio hören sollten, waren die Vorbehalte gewichen: „Schon nach zehn Minuten habe ich ein Leuchten in ihren Augen gesehen und wusste: Sie sind drin.“
- Auch wenn die Journalistenschüler mittlerweile in anderen Stationen sind, ist die Begeisterung für Audio geblieben: Das gleiches Team arbeitet nebenher an neuen Folgen. Wir können uns also auf eine zweite Staffel Alyom freuen.
Marc Krüger wechselte vom öffentlich-rechtlichen Rundfunk zu T-Online und ist dort der erste Voice-Redakteur:
- „Die Audio-Zukunft wird am Radio vorbei entwickelt“, stellt er fest.
- „In meinem alten Leben habe ich gerne gesegt ‚Online ist echt gut‘ – in meinem neuen Leben sage ich ‚Audio ist echt gut‘.“ Die Situation sei aber eine andere, weil um ihn herum in seiner Kollegschaft viel Begeisterung da ist. Sie bedanken sich dafür, dass er ihnen Audio zeigt. Beim Radio kam wenig Dank fürs Digitale.
- Bei T-Online hängt auf jedem Klo eine Alexa, das wollte der Newsroom-Planer so.
- Krüger ärgert sich über die Debatte, dass qualitativ hochwertige Podcasts in Deutschaland von der Szene oft nicht akzeptiert werden. Die Haltung „Zu viel Qualität ist nicht das Original“ sei nicht gut.
Tim Kehl kümmert sich um das Podcast-Programm bei Audible:
- Seit acht Jahren werden Hörbücher von Audible selbst produziert, weil der Bedarf höher ist, als es der Markt hergibt.
- „Unsere Kunden bezahlen bereits für das gesprochene Wort.“
- Sehr interessant, wie Audible die neuen Podcasts geplant hat.
- Erst haben sie durch Forschung Themen definiert, die bei den Hörern ankommen: News & Politics, Comedy, Celebrities / Person of Interest, Business, Society, Crime, Sports, Culture / Arts, Relax, Self-Improvement.
- Das Thema ist aber nur die halbe Miete – das Format ist auch wichtig. Sonst hat man 20 Formate die alle gleich klingen.
- Dann wurden Formate definiert: Talk Show, Interview, Documentary, Instructional, Magazin.
- Wer auch bei Audible ein Format pitchen möchte: Bis zum 8. Oktober neues Call-for-Paper.
- Grundsätzlich zum Thema Audio und Innovation zur Zeit, hat Tim ein Zitat irgendwo aufgeschnappt, dass ihm als passend erscheint: „Wir haben viel Erfahrung, aber machen alles doch zum ersten Mal.“
Hörtipp: Heute um 20 Uhr gibt es bei Deutschlandfunk Nova die „Was mit Medien“-Ausgabe rund um die Tutzinger Radiotage: Sechs junge MedienmacherInnen hatten sich beworben und berichten.
Donnerstag, 13. September 2018
Ist Podcast das neue Radio? ➡
Der geschätzte Stefan Fries hat seine Eindrücke aus Tutzing gebloggt.
Was steckt hinter Barbaradio? ➡
Barbara Schöneberger und Rainer Poelmann von Regiogast im Interview.
Dennis Horn zeigt sich verwundert, wie die neuen iPhone-Preise ankommen.
Der Internet-Wetterbericht: Die teuren neuen iPhones, die Räumung des #HambacherForst und die Tagesschau-Meldung #Maaßen könne geheime Infos an die AfD weitergegeben haben, bewegen heute Vormittag das Netz.
Die Seriensprechstunde
Ich mag Podcasts, die von Nerds gemacht werden. Und ich mag interaktive Podcasts. Bei der Seriensprechstunde kommt beides zusammen. Die Journalistin Ulrike Klode und Datenexperte Marco Maas sind jeweils eine Elf auf einer Serien-Nerd-Skala von eins bis zehn. „Welche Serie soll ich als nächstes gucken? oder „Welche Serie darf ich auf keinen Fall verpassen? auf diese stets virulenten Fragen geben die beiden eine Antwort. Und das mit einer individuellen Beratung.
Jede Folge wird ein anderer Hörer beraten. Der hat zuvor eine Sprachnachricht gemailt, in der er sich ein Genre aussucht, zu dem er Beratung bekommt. Er oder sie nennt noch drei Serien die ihm zuletzt sehr gut gefallen haben, und drei Serien, die gar nicht gingen. In der Episode empfehlen dann Ulrike und Marco abwechselnd Serien, die dann gut ein halbes Dutzend Tipps ergeben. Im August ist die dritte Staffel gestartet.
Ich habe es selber ausprobiert und habe nach Serien gefragt, die mir die Wartezeit auf die nächste House of Cards Staffel verkürzen. So in einen Podcast hereingezogen zu werden ist ein cooles Erlebnis!
Zwischen Empörung und Framing Impulse der Tutzinger Radiotage 2018
Es ist wieder Zeit für See, Steg und intensive Gespräche über das Radio! Bis Mittwochmittag finden die 14. Tutzinger Radiotage an der Akademie für Politische Bildung statt. Dennis Horn und ich dürfen in diesem Jahr wieder dem Talente-Team zur Seite stehen. Sechs junge KollegInnen begleiten crossmedial die Tagung per Blog (radiotage.wasmitmedien.de), Twitter (@radiotage), Instagram (@tutzingerradiotage) und am Donnerstagabend die dieswöchigen Sendung von „Was mit Medien“ (20 Uhr, Deutschlandfunk Nova).
Bei der Eröffnung am Montagnachmittag haben wir uns mit Themen beschäftigt, die eine Herausforderung für alle Medien sind: Empörung und Framing. Hier sind einige Gedanken, die ich mir notiert habe:
Die Macht der Missstimmung. Erregungs-, Empörungs- und Skandalmuster in den Medien von Dr. Hanne Detel (Uni Tübingen).
- Missstimmung kann entstehen, wenn Kontrollverlust droht – wenn Informationen nicht im geschützten Raum geteilt werden. Drei Erklärungsversuche:
- 1.) Der ständig drohende Kontrollverlust. Daten können leichter geteilt oder veröffentlicht werden. Wir wissen nicht, wie diese Informationen benutzt werden („Kollaps der Kontexte“). Der Kontrollverlust kann auf den Ebenen Raum, Zeit, Publikum/—ffentlichkeit, Kultur und Modus geschehen.
- 2.) Die Enthemmung (Online Dishinhibition Effect). Durch (Pseudo-)Anonymität, physische Unsichtbarkeit, asynchrone Kommunikation, Fantasievorstellung der anderen Nutzer.
- 3.) Fünf Krisendiagnosen nach Bernhard Pörksen. 5 Krisendiagnosen:
- Wahrheitskrise: Wahrheitsungewichtung und Fake-News-Panik.
- Diskurskrise: Grenzen des Sagbaren verschieben sich, der Journalismus verliert an Deutungsmacht.
- Autoritätskrise: Politiker und andere Prominente verlieren ihre Vorbildfunktion.
- Behaglichkeitskrise: Lebenswirklichkeiten prallen aufeinander.
- Reputationskrise: Reputation wird zum gefährderten Gut, unabhängig von der gesellschatlichen Macht und dem Grad der Prominenz.
- Was bedeutet das für die Rolle des Journalismus?
- Hanne Detel und Kollegen teilen die Journalisten in drei Kategorien ein: Chronisten, Analytiker und Verstärker (es kann aber auch Überschneidungen geben).
- Einige Medien bedienen sich des Voyeurismus‘ zweiter Ordnung, wenn —ffentlichkeit unter dem Deckmantel der Chronistenpflicht herstellt wird, um (private) Dinge zu veröffentlichen, die gar nicht hätten veröffentlicht werden sollen.
- Skandalmanagement:
- Wie man es nicht macht, hat Nestle 2010 gezeigt: Das Community-Management hat aggresiv und sarkastisch auf Nutzerkommentare reagiert.
- Kategorischer Imperativ des digitalen Zeitalters: „Handele stets so, dass Dir die öffentliche Effekte Deines Handelns langfristig vertretbar erscheinen. Aber rechne damit, dass dies nichts nützt.“
Sprache der Politik — Sprache der Medien. Wie Frames und Narrative unsere Aussagen lenken (Prof. Dr. Friederike Herrmann)
- Unsere Wahrnehmung lässt nur eine Bedeutung zu man kann Bedeutungen schnell wechseln, aber nicht beide gleichzeitig wahrnehmen.
- Frames sind immer mit Emotionen verbunden was sind da schon Fakten.
- Thesen:
- Framing beschreibt Wirklichkeit nicht nur, es erschafft sie. Die Welt, wie wir sie wahrnehmen, ist das Produkt von Frames.
- Die Negierungs-Falle: Frames lösen sich nicht dadurch auf, dass man gegen sie verneint. Im Gegenteil: Die Wiederholung von Frames führt dazu, dass sie sich in den Köpfen verfestigen – selbst wenn man gegen sie argumentiert.
- Frames prägen unbemerkt unser Weltbild. Durch Frames kann unbemerkt Ideologie z.B. in Form von rechtspopulistischen Behauptungen in Sprache und Denken von Medien, Bürgerinnen und Bürgern einfließen. (In der journalistischen Ausbildung fehlt, dass neben dem Fakten-Check auch der Framing-Check gelehrt wird.)
- Man kann nicht nicht framen. (Bei einem Glas Wasser mit 50% Inhalt: Halbvoll oder halbleer? Neutrale Formulierung?)
- Journalisten sind es gewohnt, durch die Politik präsentierte Fakten zu überprüfen. Bei Frames sind sie es nicht gewöhnt. Seehofer fällt schon seit Jahren durch die Benutzung von Frames auf.
- Journalisten sollten Frames beschreiben und erklären, wie sie funktionieren (+ welche vermeintlichen “ngste dahinter stecken), um sich ihrer Deutungsmacht zu entziehen.
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