Besuch der neuen Nationalgalerie.
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Media Creator und Journalist mit Schwerpunkt Digitales und Medienwandel. Sowie Digitalstratege für Medien, Podcasting und Audience Engagement. Kann ich bei einem eigenem oder redaktionellem Projekt unterstützen?
Zum Start in die neue Woche beeindruckt mich eine Zahl: Der unabhängige Messenger Telegram hat seine Nutzerzahl von 300 Millionen auf aktuell 400 Millionen erhöht — innerhalb eines Jahres. Täglich melden sich nach eigenen Angaben rund 1,5 Millionen Nutzer an.
Im Vergleich zu WhatsApp ist das nur ein Bruchteil. Telegram ist aber inzwischen auch kein Nischen-Messenger mehr. Zum Vergleich: Der derzeit viel beachtete Videokonferenz-Anbieter Zoom hat rund 300 Millionen aktive Nutzer / Tag.
Das finde ich deswegen spannend, weil Telegram sich merklich zu einem interessanten Kanal für Medien und Unternehmen entwickelt. Als vor einem halben Jahr WhatsApp Newsletter nicht mehr duldete, haben einige Medien versucht, ihre Leser für Newsletter für andere Messengern zu begeistern. Oft folgten mehr zu Telegram als erwartet.
Es ist also ein guter Zeitpunkt, sich stärker mit Telegram als Publikationskanal zu beschäftigen.
Seinen neuen Nutzerrekord hat Telegram in einem Blogpost „gefeiert“. Darin gibt es einen kurzen Blick auf die sieben Jahre seit der Gründung und einen Blick nach vorne. Telegram kündigte einige Verbesserungen für die Mac-App an, neue Quizspiele, neue Sticker und: Video-Telefonie!
Video calls in 2020 are much like messaging in 2013. There are apps that are either secure or usable, but not both. We’d like to fix that, and we will focus on bringing you secure group video calls in 2020.
Telegram Blog
Telegram will als Videotelefonie anbieten, die sowohl nutzbar, als auch sicher ist. Im direkten Vergleich wirkt hingegen Facebooks Video-Offensive (siehe mein Blogtext von Samstag) inzwischen so, als habe Mark Zuckerberg Videotelefonie erfunden.
Welche Rolle haben soziale Netzwerke in den letzten Wochen des social distancing gespielt? In der Zeit, als die Gesellschaft ihr Leben im Turbo-Modus digitalisierte? Die Antwort fällt ernüchternd aus: Sie haben keine Rolle gespielt.
Es war die Stunde der Video-Anbieter (Zoom, GoToMeeting, Facetime, Houseparty) und kollaborativer Arbeitsplattformen (Slack, Microsoft Teams) — aber über soziale Netzwerke haben wir nicht gesprochen. Es sei denn, es ging um den Kampf gegen Fake News.
Wenn man ein wenig darüber nachdenkt, wären in der Theorie soziale Netzwerke prädestiniert dafür, den neuen Alltag ihrer Nutzer zu unterstützen. Vor der Coronapandemie feierten sie sich, die Nutzer digital näher zusammenzubringen. Jetzt während der Pandemie sind keine neuen Anwendungsfälle aufgefallen, nach denen die Menschen stärker greifen oder die eine signifikante neue Rolle in ihrem Alltag spielen.
Jetzt die Überraschung. Facebook macht auch einen auf Zoom.
Mark Zuckerberg und sein Management muss die gleiche Beobachtung gemacht haben. Hinter den Kulissen gab es eine neue Marschrichtung. Zuckerberg hat in den letzten Wochen den Fokus auf drei Bereiche konzentriert. An erster Stelle stehen Video-Konferenzen. Er bezeichnet sie als „remote presence“-Anwendungen:
The three big areas that I’m very focused on right now are basically the products that are helping people stay connected better. I’m very focused on remote presence: being able to feel like you’re with a person even when you can’t physically be there. And then the small business work and the acute health response.
Mark Zuckerberg in einem Video-Call (Zoom?) mit Casey Newton
Die ersten Ergebnisse hat Facebook jetzt angekündigt. Die neuen Funktionen werden Stück für Stück international ausgerollt:
Mein Eindruck: Unter dem Motto „remote presence“ sind spannendere Angebote möglich. Facebook will mit diesen Ankündigungen signalisieren, das Thema Video-Telefonie nicht ganz verschlafen zu haben. Auf mich wirkt es aber nach der Botschaft „Hey, wir sind auch noch da“.
Herr Pähler und ich möchten mit euch in dieser Woche in unserem kleinen Medienmagazin „Was mit Medien“ bei Deutschlandfunk Nova etwas anders über Medien reden. Über Medien, die es sich lohnt zu konsumieren.
Wir wollen mit euch gemeinsam das Beste aus den #SocialDistancing-Bemühungen machen und euch eine Stunde Medien-Empfehlungen bieten. Welche Serie soll auf eure Liste? Welche Musik hebt die Stimmung? Welcher Film lässt die Zeit verfliegen? Welches Buch oder welche Zeitschrift haben euch zuletzt richtig gut inspiriert? Welcher Podcast kann derzeit für euch nicht genug Episoden produzieren?
Wir möchten vor allem eure Tipps mit der ganzen Hörerschaft teilen. Schreibt sie uns doch hier in die Kommentare, per Mail oder noch besser —wir sind ja Audio— sprecht mit uns.
Schickt eine Sprachnachricht an die WhatsApp-Nummer meines Blogs. Es muss nicht lang sein: Wir freuen uns über ein kurzes „Was“ und „Warum es sich lohnt“. Die gesammelten Medientipps senden wir dann am Donnerstag in „Was mit Medien“ (20 Uhr, Deutschlandfunk Nova).
+49 15678 522260 – WhatsApp-Nummer von diesem Blog
Hinterher stellen wir euch noch aus allen gesendeten Tipps eine übersichtliche Liste zusammen. Dann haben wir zusammen für eine kleine Erleichterung für die anstehenden Tage gesorgt und halten es mit den Worten von Zeit-Magazin-Chefredakteur Christoph Amend:
Nie war es so wichtig, gemeinsam allein zu sein.
— Christoph Amend (@ch_amend) March 13, 2020
Greta Thunberg und die Deutsche Bahn. Keine Sorge, über die Bahnfahrt werde ich jetzt nicht auch noch Zeilen verlieren. Wir konnten die letzten Tage aber mal wieder ein ermüdendes Phänomen beobachten: Statt über die wichtigen Dinge zu reden (in dem Fall: Ergebnisse des Weltklimagipfels), übernimmt eine Nebensächlichkeit (in dem Fall: Zug von Greta Thunberg war voll) nicht nur sämtliche Diskussionen in sozialen Netzwerken, sondern auch die Medien. Am Ende sind alle genervt. Wirklich alle.
Das ist nicht das einzige Phänomen, was mir in letzter Zeit die Freude am Netz raubt. Twitter und andere Netzwerke sind zu Diskussions-Maschinen geworden, auf denen in Wirklichkeit nicht miteinander diskutiert wird. Jeder möchte nur seine Meinung durchdrücken. Eine Netz-Müdigkeit bei Mitlesern zu beobachten, und ihnen nicht zu verübeln.
Eine komplette Abstinenz ist für einige die Antwort — aber gibt man dann nicht auch die vielen Vorteile des Netzes auf? Das käme für mich nicht in Frage. Ich glaube: Wer sich beim eigenen Netz-Konsum treiben lässt, wird irgendwann von den nervenden Phänomenen überrollt. Wer sich aktiv um seinen Netz-Konsum kümmert, kann dem vorbeugen.
Also was tun? Ich klaue mir etwas von einem guten Community-Management. Gute Community-Manager*innen beschäftigen sich nicht nur mit ihren Problemfällen, sondern auch mit denen, die Gutes in die Community bringen. So wird Positives bestärkt und das gibt ein klares Signal in die Community. Dieses Prinzip will ich jetzt auch auf meinen persönlichen Netz-Konsum anwenden.
Nehmen wir einmal Twitter. In Workshop wird Twitter als wertvolles Tool zur Kommunikation vorgestellt. Oder auch, dass es dort Inspiration gibt und man viel früher auf Nachrichten stößt. Sieht so Ende 2019 deine Twitter-Realität aus? In den meisten Timelines vermutlich nicht. Es gibt nicht wenige laute Stimmen, die in Wirklichkeit immer das gleiche twittern, immer über die gleichen Dinge meckern und bei denen man die Tweets eigentlich schon vorschreiben kann.
In den letzten Monaten habe ich möglichst vielen Personen auf Twitter gefolgt (18.100 um genau zu sein), um möglichst viele unterschiedliche Stimmen sichtbar zu machen. Das hat aber für mich nicht funktioniert. Ich werde mich von sehr vielen Followern trennen und sogar noch weniger Personen folgen, als vor dem Experiment. Die entscheidende Frage wird sein: Inspiriert, unterhält oder lerne ich bei diesem Account etwas.
Zum aktiven Gestalten des eigenen Netz-Konsums gehört für mich auch, von Zeit zu Zeit zu reflektieren, was mich im Netz begeistert hat. Die Frage möchte ich an dich weiterleiten: Welcher Youtube-Kanal, welches Blog, welcher Twitter-, Tiktok- oder Instagram-Account hat dich begeistert? Weil die Macher*innen ungewöhnliche Dinge machen, oder sich um ein Thema besonders intensiv oder konstruktiv kümmern? Dann schlag doch diese Projekte für eine Nominierung bei den Goldenen Bloggern vor.
Auch in diesem Jahr wollen wir wieder den positiven Seiten des Netzes eine Bühne bieten. Es gibt nicht wenige Menschen, die dafür sorgen – egal ob aus Spaß, mit viel Idealismus oder mit großem Zeiteinsatz. Bis zum 12. Januar könnt ihr eure Vorschläge in knapp 20 Kategorien abgeben. Wir suchen die besten Blogs, Podcasts, Instagram-, Tiktok- und Twitter-Accounts. Am 09. März 2020 gibt es dann die Preisverleihung in Berlin. Es macht jedes Jahr große Freude, wenn man denen ein ganz bisschen was zurückgeben kann, die für die guten Seiten im Netz sorgen. Was hat dich in diesem Jahr im Netz begeistert? Ich würde mich freuen, wenn du es uns verrätst.
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von Daniel 2 Kommentare
Laufen bei euch schon die Planungen für 2020? Ich habe schon Revue passieren lassen, welche Entwicklungen im Social-Media-Bereich mich auf der Arbeit und in den Workshops in den letzten Monaten beschäftigt haben. Bei einigen großen und kleinen Medien habe ich so einige Dinge beobachtet, die 2020 geändert gehören. Hier sind einige Anregungen für eure Social-Media-Strategie im nächsten Jahr.
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