Noch ein Neublog: http://www.moving-target.de/ von Melody 🙂 Und sie ist wieder da – herzlich Willkommen!
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Tipps
fiene & listen, nichts als listen!
Gebt es doch zu: Ihr steht auf Listen! Wann habt ihr eure letzte Liste gemacht? Es ist ja nicht so, dass die To-Do-Liste eine Erfindung unserer digitalen und pseudo-überforderten Gesellschaft ist. Im Gegenteil. Liza Kirwin hat sich auf die Suche nach Listen aller Art gemacht und hat eine riesige Bandbreite in den Notizen verschiedener Künstlern gefunden. Herausgekommen ist das Buch Lists: To-dos, Illustrated Inventories, Collected Thoughts, and Other Artists‘ Enumerations from the Collections of the Smithsonian Museum (Oder nehmt doch den Affiliate-Link).
Pablo Picasso itemized his recommendations for the Armory Show in 1912; architect Eero Saarinen enumerated the good qualities of the then New York Times art editor and critic Aline Bernstein, his second wife; sculptor Alexander Calder’s address book reveals the who s who of the Parisian avant-garde in the early twentieth century. In the hands of their creators, these artifacts become works of art in and of themselves.
Das Buch werde ich mir bestellen – gleich mal auf meine Einkauf-Liste packen.
Update: Bei Google+ hat sich noch Mario Scheuermann gemeldet und einen kleinen spannenden Exkurs zum Thema Listen gegeben:
Listen haben in der Literatur eine sehr lange Tradition. Für viele Autoren sind sie ein genauso wichtiges Hilfsmittel für ihr Schaffen wie die berühmten Zettelkästen. Nicht selten wurden die Listen sogar zum Werk.Solche alphabetischen Breviere dienen dem Schreiber wie dem Maler das Skizzenbuch. Das berühmteste ist der Dictionnaire des idées reues (Wörterbuch der Gemeinplätze) von Gustave Flaubert. Eine Lektüre, die mich immer wieder amüsiert hat. Man könnte auch das „ABC“ von Czeslaw Milosz als entfernten Verwandten dieser Glossare sehen: ausgefeilte Kurz-Essays alphabetisch geordnet.
Er hat über das Thema Listen auch gebloggt und sogar ein Buch drüber geschrieben.
fiene & der geklaute text
Ich habe mich noch kein bisschen zum Urheberrecht geäußert. Es hat mich auch noch niemand gefragt. Dabei hebe ich seit 15 Jahren ur. Wenn mich jemand gefragt hätte, hätte ich gesagt, dass man natürlich für einen guten Text bezahlen soll. Gleichzeitig gibt es bestimmt das Problem, dass Texte geklaut werden. Schon Goethe mied eine Karriere als freier Schriftsteller, weil ihm die ganzen Raubdrucke seiner Werke lästig waren. Lieber ließ er sich von einem Provinzfürsten aushalten. Begehrte Sachen werden eben gerne geklaut. Man kann das verfluchen. Ich habe aber seltsamerweise noch nie einen Kollegen getroffen, der sich darüber beschwert hat, dass so viele Raubdrucke seiner Bücher im Umlauf seien. Ich habe überhaupt schon lang keinen Raubdruck mehr gesehen. Früher gab es das tatächlich, ich erinnere mich, dass illegal gedruckte Auflagen von Günther Wallraffs „Ganz unten“ in Kneipen angeboten wurden. Aber das ist lang her. Heute fühlt sich kein Verbrecher mehr zu der Straftat hingezogen, Bücher im großen Maßstab zu kopieren, nicht einmal die Muschibücher von Charlotte Roche. Das empfinde ich persönlich als das viel größere Problem: Niemand will mehr meine Texte klauen. Kein Schwein will mein geistiges Eigentum entwenden. Wenn das geschähe, würde ich mich unglaublich aufregen und die Politik, Europol und sonst wen auf den Plan rufen, um dem Dieb meine Texte abzujagen. Ich würde Petitionen unterschreiben. Aber bitte klaut sie doch erst mal! Ich lasse den Text jetzt hier einfach mal stehen, gucke weg und gehe eine Runde um den Block. Er ist nicht einmal abgeschlossen. Es ist ganz einfach. Ja? Bitte!
Lieber Tillmann. Wir kennen uns nicht. Ich lese dich nur immer. Wenn ich Freitags reise und Zeitung lese, lese ich immer deine Kolumne in der Weekendagenda in der FTD. Ich hasse Textklauen. Du im Grunde ja auch. Ich hoffe, du bist mir nicht böse, weil ich deinen Text aus einen der letzten Wochen für mein Blog geklaut habe. Es geht nur um das Prinzip Daniel.
fiene & die schönen herb lester städteführer
Darf ich vorstellen? Die schönen Städteführer von Herb Lester! Eigentlich bin ich in Sachen Reiseführer derzeit eher der App Foursquare verfallen, aber die gedruckten Werke von Herb Lester Associates aus Großbritannien finde ich hervorragend. Die Story ist einfach. Eine Gruppe von Städtereisenden suchen sich ihre Lieblingsorte, arbeiten mit Designern und Illustratoren zusammen und kuratieren so diese A3 auf A6 gefalteten Städteführer, stets geleitet durch diese Selbstbeschreibung:
We research, write, print and distribute maps and guides to the world’s great cities. We seek out the well-used and much-loved, and enjoy the extraordinary as well as the everyday. Old bookshops and new coffee shops, park benches and dive bars, hat shops and haberdashers: this is the world according to Herb Lester.
Da hätten wir zum Beispiel What we think of Berlin für 3 Pfund. Aber auch Anleitungen, um das alte New York zu entdecken, Paris zu erobern oder durch Ost-London begleitet zu werden. Das alles in feinster Druckqualität auf Recyclingpapier.
Die Werke gibt es in Berlin (natürlich bei „Do You Read Me?“ / Auguststraße 28) oder auch im Online-Shop. Das Shipping ist nicht zu teuer. Im eigenen Blog halten die Reisenden ihre jüngsten Eindrücke fest. Sie sind viel unterwegs. Da wird demnächst wohl noch so manche Karte hinzukommen.
fiene & der universalcode als ebook
Seit November gibt es ihn: Den Universalcode! Für 27,50 Euro gibt es 580 Seiten, wie Journalismus im digitalen Zeitalter funktioniert. Bei Was mit Medien hatte ich seinerzeit das Buch vorgestellt. Kollege Horn und ich hatten das Radiokapitel zugesteuert. Seit dem gab es immer wieder berechtigte Fragen, wo denn die Digitalausgabe bleibt. Völlig berechtigt. Ich glaube das war ein gaz schöner Akt – mal Christian fragen. Und jetzt die gute Nachricht: Das E-Book ist da! Endlich! Für 19,99 Euro könnt ihr das E-Book bei Amazon (Affiliate-Link) kaufen und dann auf eurem Kindle oder auch auf das Kindle-App für euer Smartphone oder Tablet lesen. Wer hingegen etwas schmöckern möchte, oder doch auf Print schwört, wird beim Verlag euryclia fündig.
fiene & notizen vom 3. tag der tutzinger radiotage
Eins muss ich ja zugeben: Bei dem traumhaften Wetter und der wunderbaren Umgebung, ist die Tagung zu einem Kurzurlaub geworden. Hier sind noch meine Notizen vom Dienstag und ein paar Links für alle, die meinen Smartphone-Reporter-Vortrag gehört haben. Den Workshop-Teilnehmern habe ich schon eine kommentierte Linkliste zugeschickt.
Eine erste Anlaufstelle zu dem Thema gibt es auf der Webseite mobile-journalism.com. Der Kollege Marcus Bösch schreibt nicht zu oft, aber immer richtig dosiert, alles wissenswerte aus der Welt des Smartphone-Reporters. Er hat auch ein einführendes E-Book kostenlos veröffentlicht. Im Workshop haben wir uns intensiv die 1st Video App von Vericorder angeschaut und erste Filmchen gedreht. Die App ist zwar komplex, ermöglicht aber auch Audioschnitt und das erstellen von Audio-Slide-Shows. Was wollen wir mehr.
In einem der drei Montags-Workshop ging es auch um die Verständlichkeit von Nachrichten. Dazu eine schöne Einführung von Christoph Ebner.
Christoph Ebner (SWR Nachrichtenchef in Baden-Baden): „Hamburg. Die internationalen Mineralölkonzerne haben erneut an der Preisschraube gedreht. Preisfrage: Haben Sie eine Preisschraube an Ihrem Wagen? Ich bin Opel-Fahrer und daher Mitleid gewöhnt. Aber nicht mal Opel bietet Preisschrauben als Zubehör an. Preisschrauben gibt es nur in der geschraubten Sprache schlecht formulierter Nachrichten (…)“
Seine komplette Glosse könnt ihr auf radio-machen.de nachlesen, denn dort hat ihn Sandra Müller ordentlich dokumentiert.
Was stand sonst am Dienstag noch an?
Michael Mennicken (mein Chefredakteur) hat bei Antenne Düsseldorf in den letzten Jahren den Sender ziemlich umstrukturiert und das Prinzip dahinter vorgestellt. Thema: Medienwandel hat das Lokalradio noch eine Chance?
Damit es eine Chance hat, gab er drei Punkte mit auf dem Weg:
1.) Das Lokalradio muss umdenken. 2009 hat Antenne Düsseldorf sein Programm stark inhaltlich und moderationszentriert ausgerichtet und eine dynamische Stundenuhr eingeführt. 2011 kam in der nächsten Stunde, in dem nicht jedes Thema ein oder zwei Mal auftauchte, sondern sich die relevantesten Themen über die Sendestrecken des ganzen Tages ziehen. Bei jeder Thematisierung gibt es aber dann einen anderen Zugang/Dreh. 2012: Das Lokalradio wird weniger lokal. Es gilt nicht mehr, dass Lokalradio zwangsläufig die Themen nicht nachdem aussucht was lokal passiert, sondern was lokal interessiert. Das kann dazu führen, dass am Tag des Fortuna-Aufstiegs dann fast nur Fortuna auf der Agenda steht. An Tagen mit einem Ereignis wie das Unglück von Fukushima zählt entsprechend nur das internationale Thema.
2.) Das Lokalradio muss sich neu organisieren. Auch für das Radio muss künftig Online First gelten. Im besten Fall wird der Longtail ausgenutzt, um lokale Kompetenzen zu stärken. Alle vorliegenden Informationen werden (soweit es die Manpower zulässt) im Netz veröffentlicht, auch wenn es nur einzelne Stadtteile betrifft. Das Beste kommt dann ins Radio. Das zahlt auf die Imagewerte eines Senders ein. Auf der anderen Seite muss das Netz auch ins Radio kommen. Online entspricht der Lebenswelt der meisten Menschen – dies müsse sich auch im Radio wiederspiegeln. Hierzu gibt es bei Antenne morgens das Netzupdate (digitale Presseschau) und die Netzzeit (was gibt es Neues aus der Tech- & Web-Szene).
3.) Das Lokalradio muss neu denken lernen. „Haben Sie YouTube On Air?“ da viele Menschen abends im Netz surfen und dabei Radio hören, gibt das ein spannendes Hörumfeld. Hier kann das Radio experimentieren. Nach 20 Uhr muss deswegen gelernt werden. Warum hier nicht neue Formate für die Hörer ausprobieren, die via Netz einschalten. Außerdem wichtig: Weiterbildung! Für alle. Auch für die Chefs!
Moritz Metz (freier Journalist, der für die Deutschlandradio Kultur Sendung Breitband arbeitet) hat den Hyper-Audio-Player vorgestellt. Das war eine kleine Weltpremiere. Ein Player, mit dem man visuell durch eine Breitband-Sendung surfen kann. In wenigen Tagen wird er den Prototypen auch ins Netz stellen. Wenn eine Audiodatei abgespielt wird, werden zusätzliche Webinhalte auf der Seite ausgetauscht. Teilinhalte des Audios werden kommentierbar und verlinkbar. Das ganze basiert auf dem Mozilla-Framework Popcorn. Ein wunderbares Beispiel gibt es von der Radiosendung Radiolab. Noch ist alles sehr aufwendig. Bald kann aber auch der Popcorn-Maker helfen. Und in Zukunft? Vielleicht ergibt sich aus den Hyper-Audio-Playern wunderbare Audio-Player, mit denen wir besser Inhalte hören können, optisch etwas aufgepeppt und dem Web angemessen.
Im nächsten Jahr finden die Tutzinger Radiotage zum 10. Mal statt – wohl im Mai 2013.
Links: Notizen vom 1. Tag, Notizen vom 2. Tag, das Live-Doku-Blog der Studenten und andere Links.
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