911 Dollar für ein Interview – Wenn ich den Namen Edward Fine lese, denke ich immer dass die Redakteure das „e“ vergessen haben.
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fiene & das shake shack jahr
Wenn ihr in diesem Jahr in New York, Pennsylvania, Las Vegas, Washington DC, Chicago, Dubai, Kuwait City, Doha, London, Moskau oder Istanbul seid, müsst ihr bei Shake Shack einen Zwischenstopp einlegen und einen Milchshake bestellen. Wenn der Hunger sogar für einen Burger reicht; noch besser.
Vor zwei Jahren habe ich schon meinen persönlichen Erlebnisbericht gebloggt. In diesem Jahr, sollten wir Shake Shack genauer beobachten. Es könnte einiges passieren.
Shake Shack, das wird dein Jahr. Beim Vorreiter der Qualitätsburgerbewegung steht in diesem Jahr der Börsengang an. Ich persönlich finde die Geschichte der Marke spannend. 2013 gab es 34 Niederlassungen. Zuletzt waren es 64. Der Umsatz stieg um 45 Prozent auf 82 Millionen US-Dollar. Ein Winzling in Vergleich zu McDonald’s, aber dennoch ein Schrecken für den Konzern: Die Gäste lieben Shake Shack.
Wir sind heute in einer Phase, in der „Shake Shack“ cool ist. New Yorker wissen das schon lange. Treue Touristen inzwischen auch. Neue Filialen werden begrüßt oder erwartet. Warum hat Beirut eine Filiale, aber nicht Berlin? Shake Shack in Deutschland – die erste Filiale, wann kommt sie? Dann sind da diese Faszinationen: Amerikaner können lange Schlange stehen (das gehört zum Konzept). Wer mehr als 5 Dollar für einen frischen Burger ausgibt, achtet auf seine Gesundheit (McDonald’s = billig = ungesund). Und schon alleine die Qualität der Milchshakes (sie gelten als die Besten) spricht für sich. Ein Gastro-Märchen.
Shake Shack befindet sich gerade in einer ähnlichen Phase wie UNIQLO, eine japanische Version von H&M und Zara. Ein guter Ruf in den bereits aktiven Metropolen, eine zaghafte internationale Expansion (UNIQLO ist seit 2014 in Berlin). In dieser Phase befanden sich vor zehn Jahren auch American Eagle oder Abercrombie & Fitch – bis zu dem Zeitpunkt vor einigen Jahren, als jeder im Prenzlauerberg beim Brunch in Annas Blume ein Shirt mit übergroßen „ABERCROMBIE“-Lettern trug.
“hnlich wie Starbucks benötigte Shake Shack erst viele Jahre, bevor es auch über die Stadtgrenzen hinaus rockte. 2001 ging es in einem Park in New York los. Zunächst als mobiler Stand, dann als fester Kiosk, dann die ersten Restaurants in Manhattan. 2010 eröffneten die ersten Restaurants außerhalb von New York, es ging nach Miami South Beach.
Ich finde Shake Shack faszinierend. Den Schritt nach Miami verstehe ich – aber Dubai und Moskau? Das Essen ist toll, die Restaurants schick, aber ich schließe mich nicht den Medienfuzzis an, die Shake Shack als Edel-Fast-Food bezeichnen. Shake Shack macht das richtig, was Vapiano und Hans im Glück nicht können (deren Konzepte sind so 2010!) und ist somit auf der Höhe der Zeit: 2015 ist das Shake Shack Jahr.
Gestern habe ich auf meiner Zugfahrt in der FAZ (online gibt es nur eine kurze Fassung) etwas über den Börsengang gelesen. Roland Lindner (Wirtschaftskorrespondent in New York) hat sich für seinen Artikel die üblichen Gefahren in dem Prospekt für den Börsengang der Kette beschäftigt. Darin geht es auch um den Risikofaktor Russland. Über das Land sind Sanktionen verhängt und deswegen können die Betreiber bestimmte Zutaten nicht importieren. Aus diesem Grund dürften die Lizenznehmer ‚alternative Zutaten‘ nutzen, die möglicherweise ‚minderwertig in Geschmack und Qualität‘ sind. Keine Pointe.
fiene & musik des jahres
Zufällig bin ich über die Top-100-Playliste des Jahres bei Spotify gestolpert und habe mal eingeschaltet. Ich bin kein großer Rückblick-Fan, aber das war ein schöner Moment. Viele Erinnerungen, die ich mit den Songs verbinde, sind mir noch mal durch den Kopf gegangen. Ein gutes Jahr.
Wer mich fragt, welche Musik ich gerne mag, wird eine Antwort bekommen, die nichts mit der Musik zu tun hat, die ich tatsächlich höre. 2014 habe ich sonntags die meiste Musik privat gehört. Beides zeigt meine persönliche Spotify-Jahresauswertung. Wenn Gedächtnis und Eigenwahrnehmung auf Big Data treffen.
2014 habe ich nicht mehr aktiv Künstler oder Alben ausgesucht, die ich in Spotify „aufgelegt habe“, sondern habe mich durch die Stimmungsplayliste treiben lassen. Von daher finde ich die Jahresauswertung spannend. Wisst ihr was, ich teile sie einfach mit euch.
Kein House?
Top Artist, Album, Playlist: Ausgerechnet Jason …
Top 10 Songs: Kann mich nur an vier erinnern …
Woher die Musik kommt: Originell.
Jahreszeitenabschnittsmusik: Perfekte Mischung.
Wo: Ich werde Spotify mal verraten, dass ich mein iPad auch zu Hause benutze.
Wann: Habe ich schon mal erwähnt, dass der Sonntag mein Lieblingstag ist? Ich glaube schon …
Und damit ihr auch den passenden Soundtrack auf dem Ohr habt, habe ich auch drei passende Spotify-Playlisten für euch:
fiene & das nächste kapitel von serial: jetzt spricht jay!
Am Wochenende schrieb ich bei RP Online über das Podcast-Phänomen Serial: Auch wenn die finale Episode von Serial seit dem 18. Dezember 2014 bereits im Netz steht, ist das letzte Kapitel in diesem Kriminalfall noch lange nicht geschrieben. Wenn du den Podcast noch nicht kennst, empfehle ich dir die Lektüre meiner Einführung. Wenn du den Podcast-Hit (40 Millionen Amerikaner haben in den letzten Wochen eingeschaltet) schon kennst, wird dich diese Nachricht interessieren:
Jetzt ist tatsächlich das nächste Kapitel da. Vor wenigen Tagen gab es eine Ankündigung auf Facebook:
Für die Hörer des Serial-Podcasts von Sarah Koenig: Ich werde mich für ein Interview zur Verfügung stellen: Erstens, um die Frage für die Menschen zu beantworten, die sich, wie ich hoffe, Sorgen um den Tod von Hae Min Lee machen (die Person, die den ultimativen Preis für diese Unterhaltung bezahlt hat). Zweitens, um diese sogenannte Reporterin als das zu outen, was sie wirklich ist.“
Das Posting ist zwar inzwischen wieder gelöscht, aber das Interview ist tatsächlich erschienen. Jay Wilds äußert in einem sehr langen Interview seine Sicht der Dinge. Aber nicht gegenüber einem großen Medium, sondern gegenüber The Intercept. Das ist die Webseite von Investigativjournalist Glenn Greenwald, der durch seine Zusammenarbeit mit Edward Snowden berühmt wurde. Auf The Intercept, finanziert durch E-Bay-Gründer Pierre Omidyar, ist jetzt der erste Teil des Interviews erschienen.
In diesem ersten Teil schildert Jay seine Sicht der Dinge. Seit wenigen Stunden ist der Text online: Auf die ersten 172.000 Abrufe kommen bereits 284 Kommentare, die jedes Detail des Textes auseinander nehmen und mit anderen Quellen im Netz vergleichen.
Serial-Hörer sind es gewohnt, dass rund um Jay Fragen offen bleiben (bei seinem Gegenspieler Adnan ist dies ebenso der Fall). Nach Jays Interview ist dies nicht anders: Im ersten Teil wird nicht ersichtlich, warum er diese Geschichte nicht auch den Machern des Serial-Podcasts berichtet hat. Dies hätte den bemerkenswerten Podcast noch besser gemacht. Die auf Facebook formulierte Abrechnung* mit Sarah Koenig gibt es auch nicht – sie wird ganz am Ende für Teil 2 angekündigt.
Zwar hätte Jay Wilds schlechtere Partner für sein exklusives Interview wählen können, aber am Ende geht The Intercept nicht anders mit der Geschichte um, als es Jay Serial-Produzentin Sarah Koenig vorwirft: Das ultimative Ausschlachten als „Unterhaltung“.
(*= eine Bestätigung, ob das Facebook-Posting tatsächlich von Jay Wilds stammt, gibt es bisher noch nicht. Allerdings gehen viele US-Medien davon aus und es spricht tatsächlich nichts dagegen.)
P.S.: Warum The Intercept nicht auf den Serial-Podcast verlinkt bleibt mir ein Rätsel.
fiene & social-media-strategie fürs radio in wien
„Das Tracking ballert durch die Ecke – ob das bei anderen auch so geil ist?“, fragt der Typ im lustigen Axel-Springer-Recruting-Video rund um das fiktive Startup Yeah 3000. Das Video zeigt, die Jobwelt braucht mehr Substanz – aber irgendwie muss ich auch beim Thema Social Media an die Botschaft des Videos denken. Vor einigen Wochen hatte mein Seminar „Social Media Stratgie für Radiostationen“ bei der FFH Academy in Düsseldorf Premiere. Der Workshop hat mir große Freude gemacht, wir haben mit den Teilnehmern viel gearbeitet und auch diskutiert. In der kommenden Woche gibt es eine Neuauflage im XXL-Format und das zum ersten Mal in Wien.
Auf Einladung der Privatsenderpraxis beschäftigen wir uns am Freitag und Samstag (14. & 15.11.) zwei Tage lang intensiv mit Social Media im Radio. Es geht um die Bereiche Recherche, Hörerinteraktion und Markenbranding. Wir besprechen nicht nur, wie die sozialen Netzwerke wirklich ticken, sondern auch wie das perfekte Facebook-Posting aussieht und wie WhatsApp in den Sendealltag integriert werden kann.
Wenn ihr in —sterreich seid – oder auch in Süddeutschland oder reiselustig seid, dann könnt ihr euch noch kurzfristig anmelden – der Workshop findet statt, sind aber noch ein paar Plätze frei.
fiene & das märchen von social radio
Ich komme gerade vom Vorbereitungstreffen der Tutzinger Radiotage. 2015 gibt es eine neue Ausgabe an der Akademie für politische Bildung, mitveranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung. Mit acht Radiomacherinnen und Radiomachern haben wir zwei Tage über das Programm beraten. Was mir im Nachhinein auffällt: Social Radio spielt keine Rolle! Das ist auch gut so.
Social Radio geistert seit einigen Monaten mit einer gewissen Faszination durch die Szene. Allerdings ist der Begriff großer Schwachsinn. Hier soll Innovation verkauft werden, die keine ist. Radio bleibt in Wirklichkeit erschreckend konservativ, was neue Formate angeht. Social Radio ist in Wirklichkeit so etwas wie ein Feigenblatt. Doch nicht einmal das.
Ich habe aber ein gewisses Verständnis für die Arbeitsgruppen in irgendwelchen Funkhäusern, die in endlosen Konzepten diesen Begriff geprägt haben und als Motivation vor sich her tragen. Schließlich hat der Fernsehbereich mit Social-TV gezeigt, wie Fernsehen und Netz verbunden werden können. Das Problem: Diese Idee läßt sich nicht übertragen, da die Ausgangslage der Medien eine andere ist.
Fernsehen ist schon immer starr und geplant gewesen. Radio ist schon immer ein soziales Medium gewesen. Als Radiomoderator bin ich es gewohnt, im Laufe der Sendung meine Inhalte anzupassen und auf aktuelle neue Ereignisse zu reagieren. Dabei ist es egal, ob die Informationen von einem Reporter, von einem Hörer per Telefon oder eben per Mail, Facebook oder App bei mir im Studio landen. Die ganzen Impulse haben Einfluss auf die thematische Entwicklung meiner Sendung.
Wie ist das beim Fernsehen? Die Sendungen sind so flexibel wie ein Brett. Jeder Gang, jede Entwicklung, alles ist geplant. Echte Social-TV-Formate waren aus TV-Macher-Sicht eine Revolution, weil die Reaktionen der Nutzer vorher nicht planbar waren. Einige Sender haben sich voll und ganz auf diese neue Situation eingelassen (wie bei unserem Rundshow-Experiment im BR), einige bieten nur eine Beteiligungs-Simulation. Leider gehört auch die Sendung „ZDF Login“ in die zweite Kategorie. Es überrascht mich nicht, dass das Format in den Dornröschenschlaf geschickt wird.
Zurück zum Radio. Wenn jetzt Sender das Social Radio anpreisen, versuchen sie den (brancheninternen) Erfolg zu kopieren, ohne zu kapieren, dass sie ein Problem lösen wollen, was sie gar nicht haben. Das Social-Radio-Format bei WDR 2 in Verbindung mit den Fußballkommentatoren ist ein tolles Format. Allerdings verdient es die Bezeichnung Social Radio nicht, weil die Mechanismen nicht neu sind. Das ist klassische Hörerbeteiligung. Früher gab es Postkarten und Faxe. 2005 haben die Hörer gerne angerufen. 2010 war die Mail ins Studio total angesagt. Im letzten Jahr haben alle über Facebook geschrieben und im nächsten Jahr kommen wir um WhatsApp nicht drumherum.
Liebe Radiomacher, achtet mehr auf die Kommunukationskanäle, die sich die Hörer wünschen. Macht euer Programm teilbar und erreichbar und klebt keine Plastikbegriffe wie „Social Radio“ drauf.
(P.S.: Die Tutzinger Radiotage finden 2015 vom 21. bis zum 23. Juni statt.)
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