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fiene & düsseldorfer terrassengespräche mit sascha lobo
Was passiert, wenn man durch das Büro von Handelsblatt-Herausgeber Gabor Steingart läuft? Man landet auf einer Terrasse. Beim zweiten Anlauf hat es auch geklappt: Die Gespräche haben nicht im Foyer, sondern bei schönstem Sommer-Sonnenuntergang und geliebter Düsseldorf-Skyline stattgefunden. Der Regen hielt sich zurück, ging es diesmal ja auch um Medien und nicht Griechenland.
Rund 90 Minuten haben sich (wir auf meinem Foto angeordnet) Franziska Bluhm (Chefredakteurin von Wirtschaftswoche Online), Sascha Lobo (Sascha Lobo Inc), Georg Altrogge (Moderator des Abends und Chef von Meedia.de), Anita Zielina (Chefredakteurin Neue Produkte der Neuen Zürcher Zeitung) sowie Mathias Müller von Blumencron (Chefredakteur Digitale Produkte der FAZ). unterhalten. Was mir auffällt: Immer wenn es um die Zukunft gehen soll, wird lieber über die Vergangenheit gesprochen.
Ich nehme für mich einen Impuls vom Lobo mit. Medienmacher sollten sich nicht darauf konzentrieren, was in fünf Jahren angesagt ist und dafür etwas Neues entwickeln, sondern was in einem Jahr angesagt ist. Wenn man es bis dahin nicht schafft, etwas zu entwickeln, dann hat man ein Problem. Mal losgelöst vom Terrassentalk heißt das:
Wir haben hier ein grundsätzliches Problem: Schaut euch mal die Fragen an, die sich Medienmacher stellen. Wenn wir darüber reden, welche Produkte wir entwickeln wollen, sollten wir uns erst einmal genauer anschauen, wie Menschen Medien nutzen und wie die Nachricht sie erreicht. Da hat es in den letzten 1,5 Jahren große Veränderungen gegeben. Darüber reden Journalisten nicht nur kaum. Sie stellen sogar nicht einmal die passenden Fragen.
Es folgen ein paar Tweets vom Abend.
Hi Düsseldorfer Terassengespräche! Bei Finanzzukunft im ☔️. Heute Medienzukunft & ☀️. #terrassentalk @MichaelBroecker pic.twitter.com/Wpu7FGGCtC
Daniel Fiene (@fiene) August 13, 2015
Mein Highlight: Geiler Vergleich zwischen Facebook und deutschen Grossisten von @mtblumencron #terrassentalk
mediaperlen (@mediaperlen) August 13, 2015
Der Beginn etwas ganz Großem #terrassentalk #turi2 #meedia https://t.co/PbIIQUeb91
Franziska Bluhm (@franziskript) August 13, 2015
Und was für ein Selfie mit dfiene #terrassentalk https://t.co/lRWIsRJkJD
Franziska Bluhm (@franziskript) August 13, 2015
Ich lerne gerade von Group M, Facebook hat eine geringere Marken-Reichweite als Sport 1. Die würden das messen können. #Terrassentalk
Daniel Fiene (@fiene) August 13, 2015
Wie können Verlage Geld im Internet verdienen? „Es gibt keinen Königsweg.“ Da sind sich @mtblumencron und @Zielina einig. #terrassentalk
Handelsblatt Online (@handelsblatt) August 13, 2015
Durch die Blume gesprochen 🙂 #handelsblatt #Wiwo #terrassentalk #flower #summer #sun https://t.co/binddksqWc
André Paetzel (@paetzel) August 13, 2015
Da hat @saschalobo recht. Achtung vor Like-Populismus. Die Sucht nach dem Like treibt Journalisten! #Terrassentalk pic.twitter.com/ZL4qLVHT0r
Michael Bröcker (@MichaelBroecker) August 13, 2015
„#Journalismus muss noch viel, viel persönlicher sein“, fordert @saschalobo. #terrassentalk
Handelsblatt Online (@handelsblatt) August 13, 2015
#Terrassentalk @franziskript: „Um ein Kopf oder eine Marke im Journalismus zu werden, muss man schlicht erst einmal da sein.“
Michael Kroker (@Kroker) August 13, 2015
Begriff Kopf ist besser geeignet als Marke, so @saschalobo. #Journalisten #terrassentalk
Daniel Fiene (@fiene) August 13, 2015
#Terrassentalk @saschalobo: „Nicht Marken, sondern Köpfe braucht man im digitalen Journalismus – deren Bedeutung wird noch weiter zunehmen.“
Michael Kroker (@Kroker) August 13, 2015
„Bei Datenjournalismus würde ich Daten ganz klein schreiben und Journalismus ganz groß.“ Mathias Müller von Blumencron, #Terrassentalk
turi2 (@turi2) August 13, 2015
Tipp von @saschalobo beim #terrassentalk: Snowfall auf Medienkongressen nicht mehr als innovatives Storytelling verkaufen.
Daniel Fiene (@fiene) August 13, 2015
Eine Frage zum #terrassentalk pic.twitter.com/Baf4kCJH3b
Daniel Fiene (@fiene) August 13, 2015
.@Zielina ist „kein Digital Native“. „Kann man aber alles lernen“, sagt sie. #terrassentalk
Handelsblatt Online (@handelsblatt) August 13, 2015
#Terrassentalk von @wiwo und @handelsblatt diesmal sogar mit #Sonne. Gleich geht’s los,Thema digitaler #Journalismus. pic.twitter.com/H37wivK3ZF
André Pfannenschmidt (@anpfdre) August 13, 2015
Auf Facebook habe ich ein kleines Live-Video veröffentlicht:
Live aus Düsseldorf! #terrassentalk
Posted by Daniel Fiene on Donnerstag, 13. August 2015
Update: Hier gibt es auch den Bericht bei handelsblatt.de. Und bei der WiWo wurde natürlich auch drüber getextet.
fiene & mein facebook-webinar für radioleute
Ich gebe ja nicht so viele externe Seminare, aber mein Facebook-Seminar für Radiomacher ist derzeit einer meiner Lieblingsseminare. Die Tage verfliegen und abends gehen wir alle mit einem glühenden Kopf und angeregten Geist nach Hause. Das Themenfeld ist super dynamisch und die Diskussionen sind auch für mich als Dozent wertvoll.
Deswegen freue ich mich auf ein erstes Webinar zum Thema. Michael Mennicken bietet es über seine FM ONLINE FACTORY an. Wenn ihr euch für einen Schnupper-, Crash- oder Auffrischungskurs rund um das Thema Facebook für Radiomacher interessiert, dann empfehle ich euch das Webinar in zwei Wochen.
In der Beschreibung heißt es:
So wird mein Sender bei Facebook zur Marke — 26.8., 19 Uhr
Bei Facebook sind sie alle, aber wie zahlt mein Auftritt auch wirklich auf meine Radio-Marke ein? Wie schaffe ich eine gute Kommunikation mit den Hörern? Wie oft sollte ich posten? Und wie findet mein Post überhaupt Beachtung? All diese Fragen beantwortet Online- und Radio-Experte Daniel Fiene im Webinar 04 am 26.8. um 19 Uhr. Interesse?
Dann könnt ihr euch hier anmelden! Ich freue mich auf euch.
fiene & die neuen krautreporter
Im Herbst wird wieder um Unterstützung gebeten. Wer einen bezahlbaren Jahresbeitrag leistet, ermöglicht ein junges journalistisches Startup mit dem Vorbild deCorrespondent.nl. Damit meine ich nicht die Krautreporter, die dann um ihre Verlängerung kämpfen. Damit meine ich ein Projekt aus Münster.
Drei junge Wissenschaftler möchten eine Seite starten, in der fortschrittsoptimistisch über Technik- und Wissenschaft berichtet wird. Sie haben bereits eine einjährige Finanzierung vom Wirtschaftsministerium, um das journalistische Projekt an den Start geht. Die Nutzer können mit einer Jahresgebühr von 42 Euro dabei sein. Der Name: positive-daily.de.
Derzeit touren sie mit einem Vortrag durch die Lande: Warum Deutschland einen lösungsorientierten Journalismus benötigt. Hier spielt auch rein, warum Menschen bei all den schlechten Nachrichten irgendwann eine Art Gleichgültigkeit für Medien entwickeln. Ein Nerv der Zeit: Selbst Arianna Huffington predigt derzeit überall ihr Mantra von den guten Nachrichten.
In kleiner Runde habe ich mehr von den Machern erfahren. Während derzeit die Webseite noch nicht sehr konkret wird und die Richtung der Themen noch nicht erkennbar ist, haben mich deren Ausführungen und ein Blick auf den ersten Prototypen der Seite hinschauen lassen. Das wird ein spannendes Projekt.
Aus zwei Gründen haben sie gegenüber den Krautreportern einen Vorteil: Sie haben eine fokussierte Perspektive auf ihr Thema. Die Leser wissen, unter welcher Fragestellung sie Inhalte erwarten können. Die Wissenschaftler mit journalistischer Ausbildung schaffen hier neues und erwecken nicht den Eindruck, sie würden jetzt das, was sie in anderen oder persönlichen Projekten bereits für die Leser kostenlos machen, auf der Crowdfunding-Seite anbieten. Ihr Nachteil: Sie haben keine Sprachrohre oder Lautsprecher in ihrem Gründungsteam. Aber ihre Zielgruppe ist auch eine andere. Außerhalb der Medienbubbel, also die, die von den Krautreportern auch erst zwei Tage vor dem Ende der Finanzierungsrunde erfahren haben.
Wenn die Crowdfunding-Phase von positive-daily.de startet, sage ich unbedingt bescheid.
fiene & 11. august 2015 google von a bis z
Guten Tag. Was für eine Meldung: Google erfindet sich neu und nennt sich Alphabet. Ich habe euch mal meine Lieblingstexte zu dem Thema als Links des Tages zusammengestellt.
Doch zunächst die Gewinner und Verlier der Reform:
Verlierer ist für mich Unternehmensaußenminister Eric Schmidt. Keine Worte bisher von ihm oder über ihn. Update: Obwohl er Executive Chairman von Alphabet wird. In den ganzen Analysen ist es aber ungewöhnlich ruhig um ihn.
Gewinner ist Philipp Schindler. Der Deutsche fällt mit der Reform noch einmal ein Stückchen weiter nach oben in der Google-Hierarchie. Für ihn ging es ja in Hamburg los, bevor er Europa leitete und dann vor einiger Zeit in die Zentrale wechselte. Künftig wird er sich mit zwei Kollegen die Position „Head of Sales“ teilen, schreibt re/code.
***
Eine der besseren Einführungen zum Thema gibt es bei der Wiwo. Lasst euch nicht von dem Unterton der Überschrift abschrecken. Die hat bestimmt der Autor sich nicht ausgedacht.
The Fusion erzählt die ganze Geschichte in Form eines Alphabets auf die Idee werden bestimmt noch mehr Kollegen kommen, aber diese Variante ist informativ umgesetzt.
Tech-Überkommentator Om Malik spricht von „The Big AlphaBet“ – also übersetzt von der großen Alpha-Wette. Neben dem Erhalten von Innovationen und dem Druck der Börse, sieht er auch die EU als Motivator der Gründe. Wenn Google sich selbst zerschlägt, könne dies dem drohende Verfahren in EU den Wind aus den Segeln nehmen.
Was wirklich fasziniert: Diesen Umbruch sah niemand kommen. Es gab gestern nur das Gerücht, dass der Android-Veteran und bei Google sehr geschätzte Sundar Pichai neuer Twitter-CEO werden könnte und Google ihm etwas entgegen setzen müsste. John Gruber zerlegt allerdings nun die Überlegungen einiger, dass aus diesem Grund Google sein ganzes Unternehmen umstrukturiere. Aber immerhin: Google hat Pichai ein echtes Gegenangebot machen können. Er wird nun CEO beim neuen Google.
Lauren Hockenson schreibt sehr schön auf, welche Vorteile die Alphabetisierung von Google hat: Nun kann der Konzern weitere Unternehmen kaufen, ohne in Interessenskonflikte mit der eigenen Suchmaschine zu geraten.
Die erste Reaktion von Kara Swisher ist leider langweilig. Pichai treibe halt künftig das Geld ein, während die anderen Jungs damit spielen können. Sie schließt mit einem Musikvideo der Jackson 5 zum Thema Alphabet. Kann man machen.
Tja. Und dann sei es hier auch noch mal erwähnt. Die URL zur Firmen-Homepage von Alphabet lautet https://abc.xyz/ und Google-Gründer Larry Pager hat ein kleines Osterei im Ankündigungstext versteckt:
Sergey and I are seriously in the business of starting new things. Alphabet will also include our X lab, which incubates new efforts like Wing, our drone delivery effort. We are also stoked about growing our investment arms, Ventures and Capital, as part of this new structure.
Klickt mal auf den Punkt, nach „our drone delivery effort“ – ein Link zur weltumfassenden Hoolio-Webseite. Dem fiktiven Unternehmen in der Silicon-Valley-Serie von HBO. Ob die Serie gar Inspiration lieferte?
Die DPA überrascht einen ja selten, aber der letzte Satz der Agentur-Meldung hat mich zum Schmunzeln gebracht: „In Deutschland sitzt Google in Hamburg übrigens schon seit langem in der ABC-Straße.“
fiene & deutschland 83
Das ist eine richtig gute Fernsehserie: Deutschland 83! Vor ein paar Tagen lief das Finale der ersten Staffel in den USA. Das gab es noch nie: Eine deutsche Serie wird im US-TV gezeigt, bevor sie in Deutschland zu sehen ist. In Deutsch. Mit englischen Untertiteln. Und: Die Einschaltquoten sind für den Sender SundanceTV überdurchschnittlich, was man so liest. Nach dem Finale fordern die Zuschauer im Netz eine Zugabe.
Ob es mehr als die ersten acht Folgen geben wird, wird sich zeigen, wenn die UFA-Produktion demnächst bei RTL läuft und dort nicht durchfällt. Ich hoffe auf einen Erfolg, denn diese Serie hat mich gepackt. Es geht zurück in eine Zeit, an die ich mich nicht mehr wirklich erinnere. Ich lernte gerade krabbeln, robbte mich durch den Garten des Reihenhauses meiner Eltern, in einem Vorort von Münster.
Jonas Nay (vorne) und Ludwig Trepte (hinten) (Foto: UFA Fiction)
Die Serie spielt zur selben Zeit. Irgendwo in der Nähe von Berlin wird ein junger DDR-Soldat zum Spion. Er wird bei der Bundeswehr als rechte Hand eines ranghohen Generals platziert. Aus Martin Rauch wird Moritz Stamm, Deckname Kolibri. Über die Folgen entspinnt sich eine komplexe Handlung mit überraschenden Wendungen, in einer dramatischen Zeit. Der DDR-Soldat will nicht in den Westen, aber seine nierenkranke Mutter und schwangere Freundin werden als Druckmittel eingesetzt. Die allgegenwärtige atomare Bedrohung, die Aufrüstung durch die USA, die Friedensbewegung, die perfiden Methoden der Geheimdienste, der Verfall der West-Familien. Was für eine Zeit. Was für eine Serie.
Sehr gut besetzt dazu: Ulrich Noethen oder Maria Schrader spielen mit. Mich beeindrucken auch die Sets. Die Welt der 80er ist wunderbar zum Leben erweckt worden. DDR-Muff trifft alte Bundesrepublik.
Wenn ihr die Gelegenheit habt, die Serie zu sehen (gibt es zum Beispiel im US-iTunes-Store), solltet ihr sie testen. Ich bin gespannt, welche Dialoge und welchen Austausch die Serie über diese Zeit unter den Zuschauern anstoßen wird. Martin Rauch wird von Jonas Nay gespielt. Er ist Jahrgang 1990. In einem Interview sagt er: „Ich kann mir Deutschland geteilt nicht einmal vorstellen.“
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