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fiene & social-media-strategie fürs radio in wien
„Das Tracking ballert durch die Ecke – ob das bei anderen auch so geil ist?“, fragt der Typ im lustigen Axel-Springer-Recruting-Video rund um das fiktive Startup Yeah 3000. Das Video zeigt, die Jobwelt braucht mehr Substanz – aber irgendwie muss ich auch beim Thema Social Media an die Botschaft des Videos denken. Vor einigen Wochen hatte mein Seminar „Social Media Stratgie für Radiostationen“ bei der FFH Academy in Düsseldorf Premiere. Der Workshop hat mir große Freude gemacht, wir haben mit den Teilnehmern viel gearbeitet und auch diskutiert. In der kommenden Woche gibt es eine Neuauflage im XXL-Format und das zum ersten Mal in Wien.
Auf Einladung der Privatsenderpraxis beschäftigen wir uns am Freitag und Samstag (14. & 15.11.) zwei Tage lang intensiv mit Social Media im Radio. Es geht um die Bereiche Recherche, Hörerinteraktion und Markenbranding. Wir besprechen nicht nur, wie die sozialen Netzwerke wirklich ticken, sondern auch wie das perfekte Facebook-Posting aussieht und wie WhatsApp in den Sendealltag integriert werden kann.
Wenn ihr in —sterreich seid – oder auch in Süddeutschland oder reiselustig seid, dann könnt ihr euch noch kurzfristig anmelden – der Workshop findet statt, sind aber noch ein paar Plätze frei.
fiene & das märchen von social radio
Ich komme gerade vom Vorbereitungstreffen der Tutzinger Radiotage. 2015 gibt es eine neue Ausgabe an der Akademie für politische Bildung, mitveranstaltet von der Bundeszentrale für politische Bildung. Mit acht Radiomacherinnen und Radiomachern haben wir zwei Tage über das Programm beraten. Was mir im Nachhinein auffällt: Social Radio spielt keine Rolle! Das ist auch gut so.
Social Radio geistert seit einigen Monaten mit einer gewissen Faszination durch die Szene. Allerdings ist der Begriff großer Schwachsinn. Hier soll Innovation verkauft werden, die keine ist. Radio bleibt in Wirklichkeit erschreckend konservativ, was neue Formate angeht. Social Radio ist in Wirklichkeit so etwas wie ein Feigenblatt. Doch nicht einmal das.
Ich habe aber ein gewisses Verständnis für die Arbeitsgruppen in irgendwelchen Funkhäusern, die in endlosen Konzepten diesen Begriff geprägt haben und als Motivation vor sich her tragen. Schließlich hat der Fernsehbereich mit Social-TV gezeigt, wie Fernsehen und Netz verbunden werden können. Das Problem: Diese Idee läßt sich nicht übertragen, da die Ausgangslage der Medien eine andere ist.
Fernsehen ist schon immer starr und geplant gewesen. Radio ist schon immer ein soziales Medium gewesen. Als Radiomoderator bin ich es gewohnt, im Laufe der Sendung meine Inhalte anzupassen und auf aktuelle neue Ereignisse zu reagieren. Dabei ist es egal, ob die Informationen von einem Reporter, von einem Hörer per Telefon oder eben per Mail, Facebook oder App bei mir im Studio landen. Die ganzen Impulse haben Einfluss auf die thematische Entwicklung meiner Sendung.
Wie ist das beim Fernsehen? Die Sendungen sind so flexibel wie ein Brett. Jeder Gang, jede Entwicklung, alles ist geplant. Echte Social-TV-Formate waren aus TV-Macher-Sicht eine Revolution, weil die Reaktionen der Nutzer vorher nicht planbar waren. Einige Sender haben sich voll und ganz auf diese neue Situation eingelassen (wie bei unserem Rundshow-Experiment im BR), einige bieten nur eine Beteiligungs-Simulation. Leider gehört auch die Sendung „ZDF Login“ in die zweite Kategorie. Es überrascht mich nicht, dass das Format in den Dornröschenschlaf geschickt wird.
Zurück zum Radio. Wenn jetzt Sender das Social Radio anpreisen, versuchen sie den (brancheninternen) Erfolg zu kopieren, ohne zu kapieren, dass sie ein Problem lösen wollen, was sie gar nicht haben. Das Social-Radio-Format bei WDR 2 in Verbindung mit den Fußballkommentatoren ist ein tolles Format. Allerdings verdient es die Bezeichnung Social Radio nicht, weil die Mechanismen nicht neu sind. Das ist klassische Hörerbeteiligung. Früher gab es Postkarten und Faxe. 2005 haben die Hörer gerne angerufen. 2010 war die Mail ins Studio total angesagt. Im letzten Jahr haben alle über Facebook geschrieben und im nächsten Jahr kommen wir um WhatsApp nicht drumherum.
Liebe Radiomacher, achtet mehr auf die Kommunukationskanäle, die sich die Hörer wünschen. Macht euer Programm teilbar und erreichbar und klebt keine Plastikbegriffe wie „Social Radio“ drauf.
(P.S.: Die Tutzinger Radiotage finden 2015 vom 21. bis zum 23. Juni statt.)
fiene & das digitale quartett zu Gast im BASE_camp
Am nächsten Dienstagabend (4. November, 21:00 Uhr) schon was vor? Wir vom Digitalen Quartett möchten euch gerne treffen und laden euch zu einer Bühnenausgabe in Berlin ein.
Fast 70 Ausgaben gibt es schon auf YouTube – eine Handvoll Ausgaben gab es bereits in der Kohlenstoffwelt. Ich freue mich deswegen, euch auf die nächste reale Version des Digitalen Quartetts hinweisen zu können. Das mit zwei Premieren: Wir sind zu Gast an einem neuen Ort und zum ersten Mal werden alle Gastgeber (Ulrike Langer, Franziska Bluhm, Thomas Knüwer, Richard Gutjahr und ich) des Quartetts an einem Ort dabei sein.
Wir freuen uns sehr, dass das BASE_camp in Berlin uns eingeladen hat. Am kommenden Dienstag gibt es die Geheiminterviews. Jeder Gastgeber bringt einen geheimen Interviewpartner aus der digitalen Welt für einen der anderen Gastgeber mit – nach dem berühmten Ja-Nein-Spiel muss der geheime Interviewpartner erraten werden und muss anschließend ein Interview mit der Person führen. Wie in der Vergangenheit erwarten wir frische Perspektiven. Ihr könnt euch wieder mit Offline-Tweets auf Pappe beteiligen – wie es sich für ein interaktives Format gehört.
Ab 20:30 Uhr seid ihr am Dienstag in das BASE_CAMP in Berlin eingeladen. Besucht einfach das Blog, dort gibt es einen Eintrag zu unserer Veranstaltung. Dort könnt ihr euch auch einen kostenlosen Platz reservieren. An dieser Stelle ein herzliches Dank an das BASE_camp für die Einladung und das Hosten von unserem Digitalen Quartett.
Ich freue mich auf euch!
fiene & der tipp: social community day
Zum Start in die neue Woche habe ich einen kleinen Tipp für euch: In Köln findet am Montag der Social-Community-Day statt. Gerade habe ich meine Vorbereitung abgeschlossen, da ich der Tagesmoderator bin. Die Gäste und deren Themen finde ich so spannend, dass ich euch nur empfehlen kann, doch noch spontan vorbei zu schauen, wenn ihr in der Nähe seid: Markus Beckedahl wird zum 10-Jährigen von Netzpolitik.org über „Freiheit für das Internet!“ sprechen. Das ist auch das Tagesmotto: Jan Kottmann von Google wird dabei sein, aber auch Sepideh Parsa von der Deutschen Welle, die sich viel mit Bloggern in unterdrückenden Regimen befasst. Zwischen 10 und 13 Uhr gibt es neben der Keynote von Beckedahl zwei Diskussionsrunden – am Nachmittag gibt es dann die Möglichkeit an zwei Workshops teilzunehmen. Daniel Drepper vom Correctiv wird einen Workshop zum Thema journalistisches Arbeiten abhalten. In einem anderen Workshop gibt es eine Cryptoparty. Hier geht es zum ganzen Programm. Dar Social Community Day findet ab 10 Uhr im KOMED statt (Im MediaPark 7, Köln). Ich freue mich, euch zu sehen! Wer nicht dabei sein kann, ist eingeladen dem Hashtag #SCD14 zu folgen.
fiene & die medientage münchen 2014
Die Medientage München finden bis Freitag statt – von der Eröffnung habe ich euch ein paar Notizen mitgebracht.
Timotheus Höttges (Telekom-Chef): Die Internet-Giganten versprechen ihren Nutzern paradiesische Zustände. Haben Sie mal versucht die gekauften Inhalte von einem System in das nächste zu ziehen? Das geht gar nicht, oder nur sehr schwer. Und das bei Firmen, wo sonst alles sehr einfach ist. Wie kann Europa etwas entgegen setzen? Standards und offene Plattformen sind die Antwort auf die Internet-Monopole, die bisher entstanden sind. Niemand wird etwas dageben haben, wenn zwischen Gamingdaten oder medizinischen Daten unterschieden wird. Auch soll es eine Bereitschaft geben, dafür unterschiedlich zu zahlen.
Horst Seehofer (Ministerpräsident): Ich bin nicht gegen Google. Ich nutze Google. Das ist alles ein Segen. Da müssen wir uns was einfallen lassen, um den etwas entgegen zu setzen. Wir können reden was wir wollen, es entscheiden die Leute was sie wollen. Die Leute wissen heute, wie sie sich helfen können. Wir können niemals eine Medienpolitik gegen den Willen der Menschen machen. Wir müssen uns anpassen, dafür sind wir da.
Klaas Heufer-Umlauf (Dings): Früher war es eine Wahl zwischen drei Kanälen. Heute ist es nicht mal mehr die Wahl aus 30 Kanälen.
Shahrzad Rafati (BroadbandTV): Um langfristig erfolgreich zu sein, muss man sich ständig kurzfristig neu erfinden. Es ist nicht schlimm, wenn etwas nicht funktioniert. Man muss sogar kurzfristig scheitern, um vorwärts zu kommen. Meine Mitarbeiter dürfen keine Angst haben einen Fehler zu machen. Sie dürfen ihn nur nicht zwei Mal machen.
Lutz Marmor (ARD Vorsitzender): Bei uns darf man auch Scheitern. Die Quizduell-Show hat nicht wirklich funktioniert. Die Sendung war dennoch ein Erfolg.
Christoph Krachten (Mediakraft): Mir tun die 45 Millionen Euro Gebührengelder für den ARD-ZDF-Jugendkanal leid. In den letzten Jahren haben sich die Nutzer selbst hingesetzt und eigene Angebote gestartet. Das hat man mal als User Generated Content bezeichnet. Die Realität hat Fakten geschaffen. Sender braucht das Internet nicht mehr – jeder kann Programm machen. Viele machen auch Programm, das keiner sehen will. Viele sind aber auch erfolgreich.
Nico Hofmann (UFA): Das Event im Fernsehen ist weiter der Aufschlag. Dafür produzieren wir. Aber wir müssen schauen, wie wir die Downloads messen, die On-Demand-Inhalte koordinieren. Das ist heute sehr komplex, da wir viele Module habe, die andere Anforderungen haben. Ein YouTube-Channel funktioniert heute ganz anders. Die Leute picken wir Trüffelschweine die Qualität aus den Programmen heraus. Wir sehen einen Mind-Reset bei deutschen Produzenten. Auf einmal kommt es auf Qualität an. Einmal durch die hochwertigen US-Serien, aber auch die Debatte in den Medien. Die riskanten aber an Qualität orientierte Entscheidungen führen in Deutschland meistens zu gutem Erfolg.
Christoph Schneider (Amazon Instant Video): Wir sehen ein komplementäres Verhältnis zwischen linearen Sendern und Streaming-Plattformen. Das ist derzeit keine Konkurrenz. Wenn eine Sendung durch das TV im Gespräch ist, verzeichnen wir auch steigene Zugriffe. Aber unser Erfolg ist nicht von hohen Abrufzahlen abhängig. Die Kunden sind Mitglied und da kommt es nicht auf die Intensität der Nutzung, sondern auf die Zufriedenheit an.
Wolfgang Link (ProSiebenSat.1): Wir dürfen nicht mehr isoliert auf Exklusitivität im Free-TV schauen. Wir müssen auch in den anderen Kanälen schauen, was drumherum passiert und wie wir das nutzen. Der große Bildschirm im Wohnzimmer wird aber auch in Zukunft weiterhin meistens Inhalte von den großen Sendern zeigen.
Gary Davey (Sky): Wir haben gezeigt, dass PayTV in Deutschland doch funktionieren kann. Die gute Nachricht für die gesamte Branche ist: Die neuen Anbieter haben bisher gezeigt, dass sie keine Konkurrenz für die alten Anbieter sind. Seitdem Netflix in Deutschland ist, gehören wir aufeinmal zu den alten Medien. Durch Partnerschaften versuchen wir hier hochwertige Produktionen in Deutschland zu realisieren.
Trivia:
– Wer etwas von sich hält, erwähnt „gerade aus dem Silicon Valley gekommen zu sein“.
– Der abwesende Protagonist in den Statetments der Panelisten in diesem Jahr: Netflix.
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