Vier Millionen Zuschauer haben gestern Abend Sat.1 eingeschaltet, um die Show zum 20jährigen Bildschirmjubiläum des Senders mit Harald Schmidt zu schauen. In der Hauptzielgruppe entspricht dies einem Marktanteil von 15 %. Doch bei seinem letzten Auftritt beim Bällchensender haben wir Zuschauer nicht alles das sehen können, was Schmidt vorbereitet hat.
Aufgezeichnet wurde die Sendung am 2. Dezember, sechs Tage bevor Schmidt seinen Abgang bekannt gab. Seit der Aufzeichnung hat sich einiges getan: Martin Hoffmann ist nicht mehr Senderchef und Schmidt wird nicht das Rentenalter bei Sat.1 erreichen. Kein Wunder, dass Sat.1 die Aufzeichnung kräftig gekürzt hat, wie DWDL berichtet: Schmidts persönliche Begrüßung von Damals-Noch-Senderchef Martin Hoffmann wurde rausgeschnitten. Ein Einspieler zu den prominentesten Abgängen (Beckmann, Kerner, Pilawa), der Talkteil mit Schreinemakers über den Kinderschänder Dutroux und dem Tschetschenien-Krieg, der legändere „Schreinemarkers live“-Ausschnitt, eine Erklärung von Schmidt zum Kabelprojekt Ludwigshafen und andere Kleinigkeiten fielen der Schere zum Opfer.
Nach der Aufzeichnung hatten Schmidt und Hoffmann übrigens noch ein wichtiges Gespräch, wie DWDL berichtet. Und zwei Tage später wurde Hoffmann abgelöst und Schmidt vollzog seinen Abgang. Wie es jetzt mit Bonito TV, wissen wir nicht. Das Studio 449 gehört auf jeden Fall schon zur Geschichte und liegt in irgendwelchen Müllcontainern von Köln Mülheim.
Die Show war aufgezeichnet? Na, das erklärt einiges… Die Schnitte waren übrigens nicht sehr professionell, man hat sie zum Teil bemerkt. Aber selbst wenn Schmidt seine Sendung fortgesetzt hätte: Wenn man ihn einen Rückblick auf 20 Jahre Sat.1 machen lässt, muss man doch mit Verarschung rechnen – dann darf man nicht hinterher mit der Schere rangehen.
Aus der „Süddeutschen Zeitung“:
Es erklärt ansatzweise, warum Schmidt im ersten Teil bei der Präsentation von Pannen und Peinlichkeiten zur Hochform aufläuft und seine dem Kochbuch Ironie für Könner entnommene Rezeptur Erniedrigung durch übertriebene Zuneigung mehrfach nur knapp vor dem Überkochen bewahrt. Selten ist ein Sender so gepriesen und im Unterton derart in die Tonne gekloppt worden. Es erklärt auch, warum Schmidt zunächst leicht belustigt auf dem Lügendetektorstuhl von Schreinemakers sitzen kann und auf die Frage, ob er denn bis zur Rente bei Sat 1 bleiben werde, mit Ja antwortet. Es gibt eben zwei Zeiten vor und nach dem 8. Dezember.
Immer wieder interessant, solche Hintergründe zu erfahren. Danke fiene 🙂