Ich liebe Euphemismen. Statt „alte Rechtschreibung“ wird nun bei Springer und Spiegel von „klassischer Rechtschreibung“ gesprochen. Heute besonders viel, denn die beiden Häuser, die nach eigenen Angaben 60 % der deutschen Lesenden erreichen, wollen zu eben dieser zurückkehren.
„Die Axel Springer AG und der SPIEGEL-Verlag kehren in ihren Print- und Online-Publikationen zur klassischen deutschen Rechtschreibung zurück. Gleichzeitig richten die Verlage einen Appell an andere Medienunternehmen sowie an die Nachrichtenagenturen, sich diesem Schritt anzuschließen.“ (Meldung bei Spiegel).
Tja, man muss eben zu solch manipulativen Mitteln greifen, um andere, die nicht so genau hinschauen, auf seine Seite zu ziehen, wenn man einen Rechtszustand abschaffen will, der einem aus irgendwelchen Gründen nicht ins gepflegte Portefeuille passt…
Als ich heute den Bericht auf der Seite des Spiegels gelesen hab, hielt ich erst für einen schlechten Scherz….und dann erst die Kommentare im Forum zu dem Artikel: „Diese Entscheidung hat ein großes Lob verdient.“ Jetzt ist die neue Reform schon ein paar Jährchen draußen und dann fällt denen so eine klasse Idee ein?! Und ich als kleine Schülerin hab gerade die neue Reform gelernt und soll jetzt am besten wieder die alte Reform lernen, weil früher ja sowieso alles besser war?! Also, tut mir Leid, aber das seh ich partout nicht ein. So oft wurden mir die neuen Regeln und ihre Tücken vor Augen geführt und ich hab sie brav gelernt…und das bestimmt nicht, damit ein Verlag beschließt, dass (jawohl, nicht mit ß) die alte regelung besser war.
Na gut, vielleicht ist das ja auch nur eine Aktion, die temporär beschränkt bleibt, sollte sich aber eine handfeste neue Rechtschreibreform bzw. die alte irgendwie durchsetzen, werde ich da nicht mehr mitmachen. Wieder Focus so schön sagte „wir werden das nicht auf dem Rücken unser jungen Leser austragen“. Dankeschön an den Focus für’s Nicht-Mitmachen.
Inzwischen hat sich auch die Süddeutsche Zeitung angeschlossen. Übrigens kann man sich darüber streiten, ob so etwas wie die Rechtschreibung einem Gesetz bzw. einem Übereinkommen unterworfen werden kann. Das ist ja, als würde der Staat jedem vorschreiben wollen, wie er zu sprechen hat. Und falls man davon abweicht, gibts Saures.
Ich als „ehemalige Ausländerin“ hatte es besonders schwer, die neuen Regeln zu lernen. Ich weiß nur, dass ich mich überhaupt nicht mehr auskenne. Ich habe aber den Eindruck, dass es vielen „Eingeborenen“ genauso geht.
Die ganze Diskussion finde ich irritiernd. Pantea hat wohl Recht. Genau weiß ich manchmal auch nicht ob ein Ausdruck, den ich gerade benutze, jetzt so neue oder alte Rechtschreibung ist. Ziemlich verworren das Ganze.
Aber ich wunder mich, dass Spiegel und Springer bei dieser Sache zusammenarbeiten.
Ich kann mich noch genau erinnern, dass in diesen Medien davor gewarnt wurde, dass es eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ geben wird – zwischen Leuten die noch die alte beherrschen und Leuten, die nur die neue gelernt haben. Und jetzt tragen Spiegel&Bild dazu bei, das genau dieser Kritikpunkt eintritt.
man ich hab jetzt die neue rechtschreibung gelernt und jetzt hab ich kein bock, falls es so sein wird, dass die alte Rechtschreibung wieder eingeführt wird, mich umzustellen. dann sollte man halt beide Rechtschreibungen gelten lassen, aber die Schüler lernen halt die neue.
in 100 jahren oder weniger lebt denn keiner mehr, der die alte Rechtschreibung gelernt hat und es gibt nur neue XD
Also, ich finde die klassische Rechtschreibung besser, schöner und logischer aufgebaut, vor allem im Bereich der Zusammen- und Getrenntschreibung, der Silbentrennung und der Zeichensetzung. Ich weiß, daß es auch bei der hergebrachten Schreibung Tücken gibt, aber die sog. neue Rechtschreibung ist einfach zu schlecht, als daß man daran festhalten könnte. Eine Korrektur in die richtige Richtung halte ich für unausweichlich.