Ich liebe Euphemismen. Statt „alte Rechtschreibung“ wird nun bei Springer und Spiegel von „klassischer Rechtschreibung“ gesprochen. Heute besonders viel, denn die beiden Häuser, die nach eigenen Angaben 60 % der deutschen Lesenden erreichen, wollen zu eben dieser zurückkehren.
„Die Axel Springer AG und der SPIEGEL-Verlag kehren in ihren Print- und Online-Publikationen zur klassischen deutschen Rechtschreibung zurück. Gleichzeitig richten die Verlage einen Appell an andere Medienunternehmen sowie an die Nachrichtenagenturen, sich diesem Schritt anzuschließen.“ (Meldung bei Spiegel).
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Die letzten 14 Tage von Crowdtangle
Social-Kolleg*innen, ihr habt noch 14 Tage, wenn ihr irgendwelche Daten aus Crowdtangle retten wollt. Meta hatte vor einigen Monaten angekündigt, dieses wunderbare Social-Media-Analyse-Tool für Instagram und Facebook einzustellen.
Was war da der Ärger groß. Wie kann Meta nur das Tool einkassieren, das als einziges transparenter macht, was auf den Plattformen passiert. Und das im US-Präsidentschafts-Wahljahr. Ich dachte nur so: Was ist, wenn Meta das Tool aus ganz anderen Gründen stoppt, als in der Aufregung vermutet. Weil es nicht mehr die Änderungen abbilden kann, die gerade bei Insta und Facebook passieren. Und tatsächlich: Seit der Ankündigung haben Social-Funktionen in vielen kleinen Schritten auf beiden Plattformen an Bedeutung verloren. Die von For-You-Algorithmen ausgewählten Inhalte spielen eine dominierendere Rolle – der Social-Graph als Auswahlfaktor für die Feed-Inhalte rückt in die zweite Reihe. Wenn das so weiter geht, dann sind Insta und Facebook schon in Kürze keine Social-Media-App mehr. Wir sprachen drüber.
Crowdtangle lieferte neben dem Listening-Center bei der RP auch den wichtigsten ergänzenden Blick im Social-Listening-Prozess. Alerts, Viral-Hinweise, Shitstorm-Frühwarnung, Flauschradar. All die vielen schönen kleinen Dinge, die mit Crowdtangle möglich sind, sind dann in zwei Wochen nicht mehr. Das Aus von Crowdtangle hinterlässt zwei Sargnägel: Einen für den Social-Kern von Facebook und Insta. Einen weiteren für Social-Listening, wie wir es kennen. Das litt jüngst bereits an der Datendrosselung der meisten Netzwerke, damit externe Dienste via API Postings auswerten können. Musk hat mit der Übernahme von X die Schotten besonders dicht zugemacht. Vor ein paar Tagen begegnete hier im Blog ja bereits die Frage, wie die Zukunft von Social-Listening aussieht. Einige Ideen, Konzepte, Lösungen zeichnen sich für mich schon ab – das wird interessant, ich bleibe bloggend dran.
Doch jetzt gerade klicke ich lieber durch mein Blogarchiv und suche vergangene Crowdtangle-Begegnungen. Anfang 2018 hatte ich exklusiv gemeldet, dass Crowdtangle nicht nur Facebook-Seiten sondern künftig auch Profile tracken kann. Zum 14. Geburtstag von Facebook hab ich auch den Moment notiert, als ich als Speaker bei der Facebook-Entwicklerkonferenz F8 unsere Social-Listening-Redaktionserfahrungen mit Crowdtangle vorstellte. Bevor die neuen Social-Media-Zeiten komplett anbrechen kommt mir beim Schmökern der Gedanke: Das war ein gutes Arbeitsverhältnis mit Crowdtangle. Wir haben uns anscheinend gegenseitig gemocht.
WordPress-Blogger haben jetzt einen AI-Deal zum Mitverdienen
Heute viel diskutiert: Während führende Medienmarken eine Schlacht gegen OpenAI führen, um in der Frage was AI wissen darf, eine gewichtige Rolle zu spielen, zeigt diese Ankündigung, dass es auch anders geht: Konkurrent Perplexity.ai (vereinfacht: Eine Mischung aus Google und ChatGPT) hat sein Publisher Partner Program bekanntgegeben, das neben Produkt-Kooperationen die teilnehmenden Medien mitverdienen lässt, wenn die AI deren Inhalte ausspielt und dabei Werbeerlöse erzielt. Zu den ersten Partnern gehören: TIME, Der Spiegel, Fortune, Entrepreneur, The Texas Tribune und WordPress.com.
WordPress.com? Ja. Wer mit WordPress bloggt, wird die Möglichkeit bekommen, die eigenen Inhalte für Perplexity.AI freizugeben und bei Nutzung mitzuverdienen: „If your website is referenced in a Perplexity search result where the company earns advertising revenue, you’ll be eligible for revenue share“, heißt es in der WordPress-Ankündigung, die auch zeigt: Wie das alles genau funktionieren wird, weiß noch niemand. Wie eine gegenseitig stärkende Zusammenarbeit zwischen Inhalteerstellern und AI-Systemen aussehen kann, muss noch gelernt und entwickelt werden. WordPress will mit dieser Partnerschaft genau das lernen.
Aus Sicht journalistischer Content Creator ist das klasse. Direkt zum Start werden bei diesem neuen Ansatz nicht nur die großen Medienmarken bedient, sondern mit WordPress.com gibt es einen Mittler, der allen die Teilnahme möglich macht. Freie Journalisten oder kleine Redaktionen bleiben mit ihren eigenen digitalen Projekten somit auf AI-Augenhöhe von großen Marken wie dem Spiegel – was Sichtbarkeit, aber auch Erlöse angeht.
Wie ein Breaking-News-Redakteur online Themen im Blick hat
Passt zu Internet neu denken: Blogs und „Eine neue Version dieses Internets“:
Patrick LaForge hatte gestern nach 27 Jahren seinen letzten Tag bei der New York Times. Er war Breaking-News-Redakteur und hat auch das The New York Times Manual of Style & Usage mitgestaltet. Rund um die Reaktionen seines X-Abschiedpostings hat er einen interessanten Einblick in seine Arbeit gegeben.
Er beschreibt RSS als wichtigen Ermöglicher seiner Karriere: „Mit meinen RSS-News-Readern habe ich schon in meinen frühen Blogger-Tagen Breakings News und die Konkurrenz im Blick gehabt und ich nutze sie immer noch als Korrektiv, um über das hinauszusehen, was Social-Media-Algorithmen mir zeigen. Du siehst die Themen lange bevor sie auf Startseiten oder über Tweets gespielt werden.“
Ich denke gerade viel darüber nach, wie die Zukunft von Social-Listening aussieht, wenn X die Mauern hochzieht und sowohl Facebook als auch Instagram ihre Social-Identität gegen Content Discovery eintauschen. RSS wird eine Hauptrolle spielen. Und im Zuge der Dezentralisierung von Social-Media tüfteln einige an neuen Ideen, die basierend auf RSS einen eigenen Social-Layer zwischen Blogs und Podcasts ermöglichen sollen. Das wird nicht nur spannend – das sind auch zwei Gründe sich wieder mehr mit RSS zu beschäftigen.
Youtube will auch zur Über-Content-Creator-Plattform werden

Youtube testet Community Spaces, ein Posting-Bereich für Creator und ihre Follower*innen. Im Zusammenspiel mit der Paid-Membership-Funktion und den seit zwei Jahren oft erweiterten Community-Postings ergibt das ein rundes Angebot für Creator. Andere Anbieter wie Patreon wirken auf den ersten Blick für Creator auf Youtube obsolet.
Das wird interessant! Neben Youtube fällt auch Spotify mit Ambitionen auf, Über-Creator-Plattform zu werden. Mit der Einführung von Kommentaren für Podcast-Episoden ist ein weiteres Puzzlestück gelegt, um die gleichen Podcast-Features anzubieten, die Leute auf Youtube gewohnt sind (kommentierbare Videos).
Rund um mein Blog-Schlagwort #Content Creator Plattform brummt es: Pixel-Verkäufer Gumroad steigt ebenso in das Rennen ein, Steady will sich wieder nach vorne arbeiten und bei Newsletter-Services wie Beehiive sind auf einmal Webseiten-Builder groß in Mode.
Guten Morgen hier im Blog & auf Threads…
… das ist mein erstes Crossposting zwischen Blog und Threads. Hello, Fediverse!
Zum zweiten Sonntagskaffee habe ich mein WordPress auf die Version 6.6 aktualisiert. Gleich ausprobiert. Via Social-Paket von Jetpack können wir die Crosspostings nun auch mit unserem Threads-Account verbinden.
Mein Blog hat sich also auf einem Umweg an das Fediversum angeschlossen. Die offizielle WordPress-Erweiterung funktioniert auf meinem Server nicht – ab und zu taucht das Phänomen auf, die Entwickler resignieren bisher. Aber der Weg von WordPress zu Threads geht und da Threads dankenswerterweise sich gerade an das Fediversum anschließt, bin ich ja mit meinem Blog irgendwie auch drin – in dieser dezentralen Zukunft von Social Media.
Tja, man muss eben zu solch manipulativen Mitteln greifen, um andere, die nicht so genau hinschauen, auf seine Seite zu ziehen, wenn man einen Rechtszustand abschaffen will, der einem aus irgendwelchen Gründen nicht ins gepflegte Portefeuille passt…
Als ich heute den Bericht auf der Seite des Spiegels gelesen hab, hielt ich erst für einen schlechten Scherz….und dann erst die Kommentare im Forum zu dem Artikel: „Diese Entscheidung hat ein großes Lob verdient.“ Jetzt ist die neue Reform schon ein paar Jährchen draußen und dann fällt denen so eine klasse Idee ein?! Und ich als kleine Schülerin hab gerade die neue Reform gelernt und soll jetzt am besten wieder die alte Reform lernen, weil früher ja sowieso alles besser war?! Also, tut mir Leid, aber das seh ich partout nicht ein. So oft wurden mir die neuen Regeln und ihre Tücken vor Augen geführt und ich hab sie brav gelernt…und das bestimmt nicht, damit ein Verlag beschließt, dass (jawohl, nicht mit ß) die alte regelung besser war.
Na gut, vielleicht ist das ja auch nur eine Aktion, die temporär beschränkt bleibt, sollte sich aber eine handfeste neue Rechtschreibreform bzw. die alte irgendwie durchsetzen, werde ich da nicht mehr mitmachen. Wieder Focus so schön sagte „wir werden das nicht auf dem Rücken unser jungen Leser austragen“. Dankeschön an den Focus für’s Nicht-Mitmachen.
Inzwischen hat sich auch die Süddeutsche Zeitung angeschlossen. Übrigens kann man sich darüber streiten, ob so etwas wie die Rechtschreibung einem Gesetz bzw. einem Übereinkommen unterworfen werden kann. Das ist ja, als würde der Staat jedem vorschreiben wollen, wie er zu sprechen hat. Und falls man davon abweicht, gibts Saures.
Ich als „ehemalige Ausländerin“ hatte es besonders schwer, die neuen Regeln zu lernen. Ich weiß nur, dass ich mich überhaupt nicht mehr auskenne. Ich habe aber den Eindruck, dass es vielen „Eingeborenen“ genauso geht.
Die ganze Diskussion finde ich irritiernd. Pantea hat wohl Recht. Genau weiß ich manchmal auch nicht ob ein Ausdruck, den ich gerade benutze, jetzt so neue oder alte Rechtschreibung ist. Ziemlich verworren das Ganze.
Aber ich wunder mich, dass Spiegel und Springer bei dieser Sache zusammenarbeiten.
Ich kann mich noch genau erinnern, dass in diesen Medien davor gewarnt wurde, dass es eine „Zwei-Klassen-Gesellschaft“ geben wird – zwischen Leuten die noch die alte beherrschen und Leuten, die nur die neue gelernt haben. Und jetzt tragen Spiegel&Bild dazu bei, das genau dieser Kritikpunkt eintritt.
man ich hab jetzt die neue rechtschreibung gelernt und jetzt hab ich kein bock, falls es so sein wird, dass die alte Rechtschreibung wieder eingeführt wird, mich umzustellen. dann sollte man halt beide Rechtschreibungen gelten lassen, aber die Schüler lernen halt die neue.
in 100 jahren oder weniger lebt denn keiner mehr, der die alte Rechtschreibung gelernt hat und es gibt nur neue XD
Also, ich finde die klassische Rechtschreibung besser, schöner und logischer aufgebaut, vor allem im Bereich der Zusammen- und Getrenntschreibung, der Silbentrennung und der Zeichensetzung. Ich weiß, daß es auch bei der hergebrachten Schreibung Tücken gibt, aber die sog. neue Rechtschreibung ist einfach zu schlecht, als daß man daran festhalten könnte. Eine Korrektur in die richtige Richtung halte ich für unausweichlich.