Es war eine Katastrophe. Ich bin kein Experte, was Vorstellungsgespräche angeht. Im Grunde hatte ich erst Drei. Einmal für mein Schulpraktium. Einmal bei einem Bank-IT-Haus für einen Studentenjob und einmal für meine Zivildienststelle. Alle drei Gespräche waren erfolgreich. Ich hatte ein schönes Schulpraktikum, habe von dem Bank-IT-Haus den Vertrag bekommen, den ich aber dann nicht wahrgenommen habe, um mein Studium nicht zu vernachlässigen (!) und ich hatte eine gute Zeit im Zivildienst. Dieses Mal war alles anders. Ich mußte noch Kopien machen. Deswegen wollte ich 1 1/2 Stunden eher da sein. Ich mußte ja noch mit dem Zug fahren. Es ist so ziemlich alles schief gelaufen, was sich ein pessimistischer Mensch nur so vorstellen kann. Mein Zug hatte 15 Minuten Verspätung. Na Prima. Ich bin nicht eingestiegen, weil ich in Dortmund hätte umsteigen müssen und so den Anschluß dort nicht bekommen hätte. Allerdings fuhr 20 Minuten später ein direkter Zug. Den habe ich genommen. Bis Recklinghausen war alles in Ordnung. Doch dann gab es Stillstand. Für eine Stunde. Laut Durchsage ist der Streckenabschnitt zwischen Recklinghausen und Wanne Eickel gesperrt, weil sich eine „Suizid gefährderte Person im Gleisbereich aufhielt“. Argh. Im Sendegebiet von Hitradio Vest gab es kein Weiterkommen … ich saß Vest … Von Minute zu Minute bin ich unruhiger geworden. 17 Uhr war mein Ziel. 16 Uhr ist utopisch geworden. Aber 17 Uhr mußte ich schaffen. Dann sollte es losgehen. Sollte ich anrufen? Dass ich die Kopievorlagen bei mir habe? Dass ich es schaffe zu 17 Uhr? Dann fuhr der Zug endlich weiter. Die Schaffner entschuldigten sich nicht – die Durchsagen waren flapsig („Unser Zug erreicht Oberhausen heute um 16:12 Uhr“ – keine Verspätung ist durchgegeben worden). Wenn der Zug jetzt nicht anhalten würde, könnte ich es pünktlich zu 17 Uhr schaffen. Mein Handy. Ich habe es vergessen. Nervös habe ich alles durchsucht. Nix da. Meine Sitznachbarn waren irgendwie unansprechbar. Der Schaffner zeigte sich nicht. Ich war frustriert. 17 Uhr konnte ich noch schaffen. Um 16:52 Uhr bin ich in Düsseldorf angekommen. 16:53 Uhr stand ich am Geldautomaten von der Reise Bank. 16:55 Uhr saß ich im Taxi. Um 17:00 Uhr sagte Daniela Becker „Es ist siebzehn Uhr“ und um 17:02 Uhr kam ich an. Ich war nur zwei Minuten zu spät. Ich hörte eine Kollegin telefonieren („Er ist jetzt da – sein Zug … – Handy vergessen“). Ich war irritiert. „Daniel, wir warten seit 16 Uhr auf dich“. Ich hätte mich nicht um 17 Uhr vorstellen sollen, sondern bereits in einer kleinen Runde um 16 Uhr. In diesem Moment starb ich. Ich wurde trotzdem -oder deswegen- angelächelt und gebeten zu warten. Die Sitzung wurde eröffnet und ich hatte Zeit die Kopien vorzubereiten. Nach fünf Minuten ging ich rein in den Raum. So gefüllt habe ich den noch nie gesehen. Alle hatten meinen Lebenslauf in der Hand. Fragen. Nach fünf Minuten ging ich raus aus den Raum. Die Sitzung ging weiter. Die Kollegen berichteten mir derweil von der großen Daniel-Such-Aktion. Tatsächlich: Ich sollte am nächsten Tag 14 Anrufe in Abwesenheit, 2 SMS, 1 Anrufbeantworter-Aufsager und zwei E-Mails vorfinden. Die E-Mails habe ich ausgedruckt. Von der Pinnwand habe ich ein Stellenangebot runtergenommen „Hit Radio Vest sucht Volontär/in“ und zu meinen Unterlagen gelegt. Mir ging es die Stunde so schlecht, wie eine Stunde zuvor meinen Chef, als ich nicht da war. Bestimmt.
Knapp eine Stunde später gab es noch einen feuchten Händedruck. Ab dem 01. April bin ich in Düsseldorf.
Ich würde mich freuen, wenn ihr am kommenden Dienstag (27. März) Radio Q einschaltet und mit mir noch einmal den Coffeeshop verbringt – 09:00 – 12:00 Uhr.
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Donnerstag, 30. August 2018
Kostenloser Kaffee für Daten ➡
Dieser japanische Coffeeshop lässt sich mit persönlichen Daten bezahlen.
Montag starten die täglichen Video-News für Leute 35+ auf Facebook.
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Meine 5 Tipps für das Campfire
Unsere Beilage für das Campfire-Festival ist da! Wenn ihr keine RP bekommt, dann macht das nix – hier gibt es das PDF zum Download. Am Freitag geht es los, und ich frage mich die ganze Zeit: Haben wir irgendwas vergessen? Kommt auch wer? Wird schon 🙂
Für alle die kommen
Wenn ihr etwas im Programm stöbert, dann findet ihr viele Perlen – über das Lineup auf der Hauptbühne und im Zirkuszelt der RP haben wir schon viel berichtet. Heute habe ich deswegen für euch fünf Tipps für die anderen Locations herausgesucht.
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- Lean Startup und die Kunst der Innovation – Marcel Mellor (Sipgate), für gute Vorträge bekannt. Freitag, 16 Uhr im Facebook-Zelt.
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- Die Mafia in Deutschland – Sandro Mattioli (Journalist) im Gespräch mit Annike Joeres (Correctiv). Ein Thema, bei dem ich mich gar nicht auskenne. Samstag, 15.30 Uhr im AOK-Work-Life-Zelt.
- #TheCleaners: Wie Facebook gesäubert wird – Hans Block und Moritz Riesewieck berichten Johannes Meyer (Journalist) über ihre Doku. Ein Thema, über das wir noch mehr Transparenz brauchen. Samstag, 17 Uhr auf der Lesebühne.
Für alle die nicht kommen
Es wird Live-Streams geben – die allermeisten Zelte werden live übertragen! Über die Facebook-Seite des Festivals könnt ihr zuschalten und in unserem Live-Blog der RPwerden wir auch viel verlinken. Dort erwartet euch auch eine Berichterstattung direkt vom Festival – fast so, als ob ihr dabei seid.
Mittwoch, 29. August 2018
Arte-Doku: Starbucks ungefiltert ➡
Diese Doku zeigt, dass nicht alles Kafffe-Gold ist, was glänzt.
Instagram schützt Accounts besser ➡
„Über diesen Account“, blauen Haken können alle anfragen und mehr.
18.500 Abonneten bei Spiegel+ ➡
Interessante Einblicke in das neue Paid-Modell des Spiegels.
Quartz startet ersten Paid-Newsletter ➡
Der Newsletter über Crypto-Währungen kostet 15 Dollar im Monat.
Der Internet-Wetterbericht: In einigen Netzwerken verbreitet sich die Fake-News „Auslandspresse warnt vor deutschen Medien“. Quasi Fake-News über Fake-News. Das geschätzte Medienblog Flurfunk Dresden blickt auf den Fall. In der Nacht erreichte uns noch folgende Nachricht: „Trump wirft Google Zensur vor“ Zeit Online schreibt: „Wenn der US-Präsident sich selbst googelt, findet er selten positive Berichte. Deshalb lässt er überprüfen, ob die US-Regierung Google-Suchen regulieren kann.“ Nun denn …
Ich bin mal eben offline
Habe ich euch schon die Geschichte zu diesem Foto erzählt? Das bin ich im Bett von Arianna Huffington. Nein, nicht was ihr denkt. Die Gründerin der Hufington Post hat ja ein neues Lieblingsthema: Wie genügend Schlaf gesund und erfolgreich macht. Inzwischen hat auch die Welt der Influencer das Thema entdeckt – und ich einige Ungereimtheiten.
Digital Detox, Handy-Zeit, Offline-sein … Internet-Auszeiten sind im Trend. Absurd ist es aber, sich online damit zu rühmen. Über das Phänomen habe ich in meiner aktuellen Kolumne in der Rheinischen Post geschrieben, die ich euch heute als Lektüre ans Herz legen möchte: Ich bin mal eben offline.
Glückwunsch, Wohnung schon gefunden? 😉
mein vorstellungsgespräch fand in einer grillstube statt. 🙂 aber glückwunsch auch von hier.
Ich wünsche dir sehr viel Spaß in Düsseldorf, und auch Erfolg natürlich. Aber vielleicht sehen wir uns noch am Montag.
Grüße, Fabian
„Ich würde mich freuen, wenn ihr am kommenden Dienstag Radio Q einschaltet und mit mir noch einmal den Coffeeshop verbringt.“ Man muss wohl zwischen den Zeilen lesen „zum letzten Mal“, oder? Das ist sehr traurig. Was wird aus „Was mit Medien“? Was wird aus Radio Q? 🙁
Glückwunsch auch von meiner Seite!
Ich höre seit langem Was mit Medien als Podcast – jetzt in den Semesterferien bin ich Campusradio gestrafter Bayer auf euren Livestream gestoßen und höre das erste mal den Coffeshop. Wollte dir und Herrn Pähler ein kurzes Lob zu euren sympathische Sendungen da lassen. Ich finde Münster schon geil obwohl ich noch nie da war und auch sonst kein Bild von der Stadt habe – nur weil ihr ein feines Campusradio habt. Verrückt.
Macht weiter so!
So holprig formulierte Kommentare am frühen Morgen sind doch nicht dafür gedacht bei euch gleich vorgetragen zu werden… 😉 Und hey ich seh euch 😉
Ich werde zurückschlagen. Irgendwie.
Beste Grüße aus dem sonnigen Regensburg
Pingbacks mag Pivot irgendwie auch nicht so gerne. Nun gut.