Vor einem Jahr habe ich angefangen (siehe: Alle wollen zur Content-Creator-Plattform werden) regelmäßig auf die Substacks, Spotifys und Patreons dieser Welt zu schauen. Mit jeder neuen Funktion gleichen sich diese Plattformen immer stärker einander an. Substack macht Podcasts, Spotify Videos, YouTube Communities wie bei Reddit oder Patreon. An diesem Rennen, die Nummer-eins-Creator-Plattform zu werden, habe ich große Freude.
Ein guter Zeitpunkt, doch mal einen Blick auf die einzelnen Plattformen zu werfen: Wo stehen sie? Wo wollen sie hin? Wir beginnen mit einem Angebot, das eigentlich gar keine Plattform sein will. Ghost ist vor ein paar Tagen 12 Jahre alt geworden. Ghost-Gründer John O’Nolan hat eine schöne Bestandsaufnahme gebloggt. Darin erfahren wir:
Ghost knackt 100 Millionen Dollar Umsatz für Creator
So viel Umsatz haben Ghost-Creator durch den Verkauf von Memberships an ihre User erzielt – oder besser gesagt: Dieser wichtige Meilenstein steht kurz bevor. Creator-Plattformen haben es sich zur Gewohnheit gemacht, von Zeit zu Zeit die Summe ihrer Auszahlungen an Creator zu kommunizieren – vermutlich immer dann, wenn sie das Bedürfnis haben, ihre eigene Relevanz hervorzuheben. Interessant, dass Ghost jetzt nachzieht. Ist das eine gute Summe? Vergleichen wir doch mal mit den anderen Plattform-Mitteilungen:
💰 Plattformen nach Höhe der Creator-Auszahlungen
- YouTube → In den letzten drei Jahren hat YouTube über 70 Milliarden US-Dollar an Creator ausgezahlt.
- Patreon → Bis 2024 hat Patreon über 3,5 Milliarden US-Dollar ausgeschüttet.
- Facebook (Meta) → Im Jahr 2024 wurden über 2 Milliarden US-Dollar ausgezahlt, vor allem durch Reels und Kurzvideoformate.
- TikTok → TikTok hat keine Gesamtsumme kommuniziert. Bekannt ist: 2020 startete der Creator Fund mit 200 Millionen US-Dollar; bis 2023 wurden insgesamt 2 Milliarden US-Dollar zugesagt. 2024 wurde der Fonds durch das Creator Rewards Program ersetzt.
- Snapchat → Zu Beginn zahlte Snapchat täglich 1 Million US-Dollar für das Spotlight-Rewards-Programm – insgesamt 250 Millionen US-Dollar im ersten Jahr.
- Spotify → Im ersten Quartal 2025 zahlte der Streamingdienst über 100 Millionen Dollar an Podcast-Creator im Rahmen seines Partnerprogramms.
Was Ghost bisher in Summe für seine Creator erreicht hat, zahlt Spotify in einem Quartal an seine Creator aus. Ghost ist halt noch eine Nische. Vielleicht auch deshalb verändert Ghost in diesem Jahr die eigene Strategie.
Ghost gibt sich (wieder) eine neue Mission
Ghost ist 2013 als Alternative zu WordPress gestartet. WordPress war zu dem Zeitpunkt so komplex und kompliziert geworden, weil mittlerweile nicht nur Blogs, sondern auch Online-Magazine, Communities, Shops und Business-Seiten damit betrieben werden sollten. Ghost wollte Blogger:innen, Journalist:innen und anderen Creator mit inhaltlichem Fokus wieder ein leichtgewichtiges CMS bieten, das den Veröffentlichungsprozess in den Mittelpunkt stellt.
Seit ein paar Jahren hat Ghost sein Feindbild WordPress gegen ein neues ausgetauscht: Substack. Aus dem Newsletter-Dienst ist mittlerweile eine echte Publishing-Suite für Creator geworden, inklusive eines simplen Membership-Payment-Managements. On top ist das Wachstum durch die zunehmenden Vernetzungsmöglichkeiten, die Substack seiner Plattform spendiert, für viele Creator lukrativ. Mit ihnen wächst aber auch die Sorge: Was ist, wenn Substack auf seinem Weg zur Plattform immer stärker die Kontrolle über die Inhalte der Creator übernimmt? Endet das in einer Abhängigkeit – wie auf anderen Social-Media-Plattformen? Ghost versteht sich inzwischen als ein Gegenentwurf zu Substack, der die gleichen Möglichkeiten bieten will, aber plattformunabhängig.
Tatsächlich steht Ghost mittlerweile Substack in nichts nach – im Funktionsumfang, im smarten Veröffentlichungsprozess, im Membership-Management. Ghost-Creator können ihre Einnahmen sogar zu 100 % behalten und müssen – anders als ihre Substack-Kolleg:innen – keine 10 % an die Plattform abgeben. Wenn da nicht das beneidenswerte Wachstumssystem wäre. Wenn im Laufe des Jahres Ghost 6.0 erscheint, könnte die neue Mission von Ghost genau diesen Nachteil lösen.
Ghost will künftig zur Spitze der Anbieter für Creator im föderierten Social Web der Zukunft gehören und den vernetzten, unabhängigen Geist der frühen Blogosphäre wiederbeleben. Ghost 6.0 bringt eine umfassende Integration von ActivityPub, einen neuen Content-Typ für Kurzformate, föderiertes Folgen, integrierte Analysen und soziale Funktionen in Echtzeit. Es ist ein bedeutender Schritt vom klassischen Bloggen hin zu einem offeneren, interaktiveren und creator-freundlicheren Web-Publishing-Erlebnis.
Fiene checkt: Wie schlägt sich Ghost im Creator-Plattform-Rennen?
Ich bin ein richtig großer Ghost-Fan. Das ist ein tolles System. Ich liebe es, damit zu veröffentlichen. Auch das Einrichten von Blogs und Membership-Webseiten ist einfach – und die Designs der Ghost-Webseiten sehen immer schick aus. Wenn im Laufe des Jahres die Verbindung mit dem Fediversum kommt, sind …
Es gibt für mich nur ein Problem: Ghost ist ziemlich teuer. Wer die gehostete Variante von Ghost selbst wählt, zahlt 30 Dollar im Monat. Wer selbst hosten möchte, braucht nicht nur technisches Verständnis, sondern muss mindestens die Hälfte des Betrags ebenfalls investieren. Neben dem Webspace kommt nämlich noch ein Dienstleister für den E-Mail-Versand hinzu.
Eigene WordPress-Webseiten sind da deutlich günstiger – und deutlich einfacher selbst zu managen. Bei Substack können wir sogar kostenlos starten und müssen erst etwas bezahlen, wenn wir unseren Usern Memberships anbieten. Gerade weil Ghost unabhängige Publisher anspricht, ist es ärgerlich, dass sich viele gerade beim Start eines Projekts den Betrag nicht leisten können. Selbst wenn ich meine wichtigsten Projekte auf Ghost-Seiten umstelle, müsste ich auch mindestens 120 Euro im Monat zahlen – das ist einfach zu viel.
Für Projekte mit gesicherter Finanzierung ist Ghost für mich die erste Wahl – gerade mit dem Strategiewechsel in Richtung Fediversum ist das eine Zukunfts-Plattform. Schön wäre, wenn Ghost in Zukunft auch für alle Creator zugänglicher wird.auch für alle Creator zugänglicher wird.
P.S.: Falls ihr Ghost noch gar nicht kennt — vor ein paar Monaten habe ich Ghost ausführlich ausgerechnet auf Substack vorgestellt.
P.S.: Möchtest du eine Info-E-Mail bekommen, wenn ich die nächste Content-Creator-Plattform-Bestandsaufnahme mache?
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