Eigentlich wollte ich einen Artikel schreiben, der sich mit dem Thema befasst, wie sich Privatradios neue Geschäftsmodelle suchen – aber ich habe hier etwas viel haarsträubenderes: Ich surfe gerade durch das Netz und habe hier ein Suchbild für euch – was seht ihr hier?
Und hier?
Und hier?
Richtig – alles drei Angebote von Radio Q, dem Campusradio für Münster und Steinfurt. Aber ohne Logo! Das mußte heute Nachmittag gelöscht werden. Es kam eine Mail vom Vorstand des Trägervereins mit der Bitte an alle Partner und Freunde des Senders, die alten Logos zu löschen.
Der Grund? Die Betriebsgesellschaften der sogenannten AMS-Sender in Ostwestfalen sehen in dem zu löschenden Logo von Radio Q eine Kopie der eigenen Senderlogos. Die Hörer von Radio Bielefeld, Radio Gütersloh, Radio Herford 94,9, Radio Hochstift, Radio WAF, Radio Westfalica und Radio Lippe könnten ja durcheinanderkommen.
Schon alleine die Abmahngebühren wurden so hoch angesetzt, dass Radio Q als ehrenamtlich geführter Verein hätte dicht machen können. Ihr könnt euch vorstellen, was für eine Aufregung seit Tagen im Sender herrscht.
Selbst mich als Radio-Q-Ehemaligen regt das auf. So sehr, dass ich fast vergessen hätte, mal zu überlegen, wie sehr denn das Logo identisch ist … die Antwort?
Die Antwort macht diesen Fall noch absurder. Schaut selbst:
Es muß sich also um die Buchstaben „r“ „a“ und „d“ gehen. Der Schrifttyp ist identlich – aber: Die Schriftstärke ist unterschiedlich, die Farbe ist unterschiedlich und auch die Positionierung ist eine ganz andere.
Ich frage mich da doch: Hat da jemand sein eigenes „r““a““d“ ab!
Es ist doch so:
- Radio Q sendet in Münster und Steinfurt.
- Die AMS-Sender senden nicht in Münster und Steinfurt – sondern in ganz anderen Kreisen und Städten in Richtung Ost-Westfalen.
- Radio Q ist keine kommerzielle Konkurrenz!
- Radio Q ist keine Konkurrenz für die Einschaltquote!
- Radio Q wird ehrenamtlich von Studenten betrieben – mit dem Ziel: Nachwuchs fördern!
- Die Campusradios in NRW sind eine Plattform für den Nachwuchs – Nachwuchs auf den auch die Lokalradios angewiesen sind!
Wenn die AMS-Sender juristisch tatsächlich im Recht sind, dann hätte doch eine normale Kontaktanfrage in Richtung Radio Q genügt, oder? Die Generation, die jetzt bei Radio Q am Ball ist, habe ich stets als konstruktiv, offen und flexibel erlebt. Es gibt genügend Studenten, die Spaß daran hätten im Rahmen einer Studienarbeit dem Sender ein neues Corporate Design zu geben (das jetzt verbotene Logo ist auch von einer Studentin im Rahmen einer Hochschularbeit entstanden – die Arme!).
Soweit ich informiert bin, braucht Radio Q jetzt letztendlich kein Geld bezahlen (das Campusradio ist also gerettet!). Eine Unterstützung von Experten der juristischen Fakultät der Uni Münster hat es möglich gemacht. Das Logo mußte dennoch weichen.
Liebe AMS-Sender, so geht man nicht mit Nachwuchs um!
Inwieweit der Radio-Nachwuchs jetzt noch Lust hat, mit Sendern zusammenzuarbeiten, die durch so undurchdachte Aktionen glänzen – das vermag ich nicht zu beantworten.
Update – es gibt eine Fortsetzung: Was die AMS zum Logo-Fall sagt.
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