Ich habe heute Morgen den Aufwacher-Podcast der Rheinischen Post moderiert. Heute: Will Oprah Winfrey US-Präsidentin werden? + Steve Bannon tritt bei Breitbart News zurück + Mehr Deutsche als erwartet wollen Cannabis auf Rezept + US-Richter hat die Entscheidung von Präsident Donald Trump blockiert, ein Programm zum Schutz junger Einwanderer vor Abschiebung zu beenden + Die Kriminalpolizei ermittelt wegen einer Vergewaltigung in Nettetal im Kreis Viersen + NRW-Gastronomoen verlangen Anzahlungen bei Tischreservierungen + Ein 79-jähriger wurde in seiner Krefelder Wohnung brutal getötet – es wird ein Urteil für vier angeklagte Personen erwartet. + Die Unterhändler von CDU, CSU und SPD nehmen heute Anlauf auf den Abschluss ihrer Sondierungen über eine Fortsetzung der großen Koalition am Donnerstag + Fleischatlas 2018: Umwelt- und Naturschützer rücken die Folgen des Fleischkonsums für Tiere und Umwelt in den Blickpunkt + Das Wetter: Grau, etwas nass bei 8 Grad.
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LinkedIn hat 7,3 Millionen Nutzer in Deutschland
Damit hat das soziale Job-Netzwerk eine Million neue Nutzer in den letzten 12 Monaten hinzugewonnen. Im Kurz-Interview mit dem LinkedIn-Experten Stephan Koß erfahrt ihr gleich, dass LinkedIn in Deutschland noch hinter seinen Möglichkeiten bleibt. Xing hat 10,1 Millionen Nutzer. Aber dennoch ist die Zahl von LinkedIn beachtlich: Inzwischen gibt es auf der Plattform viele Möglichkeiten für Publisher. Gerade aus Audience-Engagement-Sicht liegt hier ein großes Potential. Ich wundere mich, warum unter Social-Kollegen die Plattform kaum eine Rolle spielt. Vielleicht ist es Zeit, mehr mit der Plattform zu experimentieren.
Koß hat in seinem Blog LinkedIn-Insider Deutschland die Zahl der Mitglieder in den Ländern weltweit ausgewertet.
Wie bewerten Sie die Entwicklung der Nutzerzahlen von LinkedIn in Deutschland gerade im Vergleich zu Xing?
Stephan Koß Die Tendenz ist klar erkennbar, allerdings sehr sehr langsam. Das hier noch Potenzial ist, sieht man im Ländervergleich: So hat LinkedIn in den Niederlanden genauso viele Mitglieder wie in Deutschland, nur dass die Niederlande nur unter 20 Millionen Einwohner hat. Es gibt zwei Strömungen, die hier LinkedIn helfen: Zum einen sind die internationalen Konzerne (wie nahezu alle Dax Unternehmen) eher auf LinkedIn vernetzt. Die Mitarbeiter sind dort stärker vertreten. Zum anderen sind sowohl —sterreich als auch die Schweiz stärker LinkedIn lastig.
Welche Chancen bieten sich für Medien, wenn Sie LinkedIn stärker für sich als Plattform nutzen?
Koß Medien können LinkedIn gut für die Verbreitung von Fachthemen nutzen. Hierbei aber stark auf die Zielgruppe achten: LinkedIn ist stark B2B orientiert. So kann man Themen wie Projektmanagement, SAP oder andere Fachthemen gut platzieren, Consumerprodukte würden eher nerven.
Was erwarten Sie von LinkedIn im Jahr 2018?
Koß Das Wachstum und die Verbreitung von LinkedIn verläuft strikt linear. Ich denke nicht, dass es hier Ausrutscher in 2018 gibt. Zusätzliche Angebote von LinkedIn werden allerdings verstärkt genutzt, allen voran die integrierte Lernplattform. Interessant ist allerdings, ob es durch die Übernahme von LinkedIn durch Microsoft zusätzliche Impulse gibt: Eine Integration von LinkedIn in das Betriebssystem könnte hier neue Strategien und Techniken mit sich bringen. Man denke an Netscape vs. Internet Explorer, hier könnte sich die Geschichte wiederholen.
Kurzstrecke am 08.01.2018
Wenn in zwei Wochen zum 14. Mal in die Konferenz DLD Munich stattfindet, dann lautet das Motto „Reconquer!“. Unter den Gästen ist dann auch der neue Uber-CEO Dara Khosrowshahi wird auch dabei sein. Ich bin gespannt, wie offen er reden wird, oder ob es nur erwartbares gibt. Ein weiterer Schwerpunkt wird Zukunft Mobilität sein, darauf freue ich mich auch.
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In dieser Woche startet in Las Vegas die Technik-Messe CES und was mir auffällt: Im letzten Jahr war Amazons Echo und die Assistentin Alexa das Top-Thema. In diesem Jahr scheint Google eine Art Kampfansage in Richtung Siri, Alexa & Co auf der CES machen. Anders kann ich mir das große Aufgebot auf der Messe nicht erklären. Der „Google Assistant“ steht im Fokus – überall ist „Hey Google“ zu lesen, wie man auf Bildern des Google Watch Blogs sehen kann.
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Das Internet wird 2018 humorloser. Warum? Das schreibe ich heute in meiner Kolumne „Total Digital“, die heute in der Rheinischen Post erschienen ist. Das neue Netzwerkdurchsetzungsgesetz soll gegen Hetze im Netz vorgehen. In der ersten Woche traf es aber Humor und Satire. Ich frage mich, ob es klug ist, wenn die Regierung Internet-Konzerne und keine Richter entscheiden lässt.
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Das Netz lacht ja gerade über eine Autorin der Dorstener Zeitung, die Chip-Design für was mit Mode gehalten hat. Einige zeigen den Screenshot mit Namen und Gesicht, einige haben es unkenntlich gemacht. Einige kritisieren, dass man Namen und Gesicht verbreitet. Auf der Facebook-Seite von „Was mit Medien“ diskutieren wir: Name & Gesicht zeigen, oder nicht. Einige Kommentare finde ich sehr interessant!
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Es gibt Sneaker mit Display!
These digital sneakers can change designs in an instant pic.twitter.com/ZmGmABFR3O
Mashable (@mashable) January 8, 2018
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Good News: Der Rheinische Post Aufwacher ist aus der Zwischendenjahrenpause zurück. Was mich gefreut hat: Viele Hörer haben sich per WhatsApp oder Facebook gemeldet, wo denn die neuen morgendlichen Ausgaben von unserem Tagesbriefing bleiben. Wir haben jetzt genug ausgeschlafen und es geht weiter: Henning Bulka hat heute den Auftakt gemacht.
Warum im Radio immer die gleiche Musik gespielt wird
In der Facebook-Gruppe „Du bist Düsseldorfer, wenn ….“ ist mir folgendes Posting aufgefallen:
…Du Dir auf Antenne Düsseldorf immer wieder dieselben 7 Songs anhören musst. Rauf und runter. Der eine braucht Luft und die Zweite singt wie eine Ziege. Phil Collins und James Blunt wohnen in einer Zweier-WG mitten im Studio. Wir sollten alle was sammeln, um dem Sender endlich eine 2. CD zu kaufen.
😣 – Link
Für das Posting gibt es viele Likes und viele Kommentare. Ich kann viele Punkte aus Sicht der Hörer im ersten Moment nachvollziehen. Aber ich bin auch auf viele Aussagen und Vorurteile gestoßen, die einfach falsch sind. Vielleicht erklären Radiosender nicht gut genug, warum die Musik so gespielt wird, wie sie gespielt wird.
Vor zehn Jahren habe ich meine Ausbildung zum Redakteur (Volontariat) bei Antenne Düsseldorf gemacht. Seit einigen Jahren bin ich zur Rheinischen Post gewechselt, moderiere aber noch weiter montags die „Sendung mit dem Internet“. Ich bin aber auch im öffentlich-rechtlichen Radio unterwegs und habe viele andere Privatsender gesehen. Während meiner Ausbildung hatte ich ein sehr gutes Seminar bei der Musikchefin eines großen Berliner Privatradios. Dort habe ich sehr viel über Musikplanung gelernt. Das Prinzip ist bei allen großen Sendern gleich – auch wenn sie sich in Details unterscheiden. Was ich gelernt habe: Was aus der Sicht des einzelnen Hörers vielleicht keinen Sinn macht, macht aber aus Sicht der gesamten Hörerschaft Sinn.
Ich möchte gerne ein paar Behauptungen aus der Facebook-Diskussion kommentieren. Ich glaube andere Radiokollegen -egal ob öffentlich-rechtlich oder privat kennen die gleichen Kommentare. Die Sendernamen hier im Blog lassen sich durch jeden größeren Sender austauschen. Das ist natürlich kein offizielles Statement eines Senders, aber ich denke ich kann so der Diskussion etwas helfen:
- Warum „Du Dir auf Antenne Düsseldorf immer wieder dieselben 7 Songs anhören musst.“
Die Kurzantwort auf die Frage nach der Musik im Radio lautet: Es entscheiden gar nicht die Musikredakteure mit ihrem privaten Musikgeschmack, welche Musik im Radio läuft, sondern die Hörer. Die Musikredaktionen geben immer wieder umfangreiche Abfragen in Auftrag. Marktforscher rufen dann im Verbreitungsgebiet des Senders an und spielen Titel vor: Neue Titel, Titel die bereits gespielt werden, Titel die nicht mehr gespielt werden. Es wird die Akzeptanz abgefragt. Dabei geht es nicht nur um die Beliebtheit, sondern auch um Faktoren wie die Wahrscheinlichkeit ob bei dem Song umgeschaltet wird. Oder welcher Song / Interpret mit einem Sender verbunden wird (siehe Punkt 6). Aus den Ergebnissen legen die Musikredakteure fest, welche Songs gespielt werden sollen. Welcher Song und wie häufig ein Song gespielt wird, hat also etwas mit der Akzeptanz durch die Gesamtheit der Hörer zu tun — damit möglichst viele Menschen, möglichst lange dabei bleiben. - „Das und auch nur das is der einzige Grund, weshalb ich kein Radio mehr höre. Teilweise wurde ein Song 6 x am Tag gespielt.“
Was ich rund um das Thema Musik im Radio gelernt habe: Fakten und die gefühlte Wahrheit stehen meist stark im Widerspruch. Bei Antenne Düsseldorf wurde ein Song maximal zweimal am Tag in der Hauptsendezeit zwischen 06 und 18 Uhr eingeplant. Die meisten Sender haben ähnliche Grenzen. Trotzdem haben Hörer oft das Gefühl, ein Song wird häufiger gespielt. Das hat etwas damit zu tun, dass man als Hörer bestimmte Songs mit einem Sender verbindet (siehe Punkt 4). Wenn mich ein bestimmter Song nervt und ich diesen Song über den Tag auch mal bei anderen Sendern gehört habe, dann können zwei Dinge passieren: Ich zähle den Song unterbewusst dem Sender zu, mit dem ich diesen Song verbinde, oder ich denke beim nächsten Mal, wenn der Radiosender den Song spielt „nicht schon wieder“ auch wenn der Sender den erst das erste Mal an dem Tag spielt. - „Nicht nur bei Antenne Düsseldorf läuft immer die gleiche Musik in Dauerschleife. Zuletzt bei WDR 2 habe ich das gleiche Lied innerhalb von 2 Stunden 3 mal gehört. Wenn man das auf einen 8 Stunden Arbeitstag hochrechnet, würde das immer gleiche Lied in dieser Zeit bis zu 12 mal gespielt werden. Eine grausige Vorstellung. 😠“
Musikplanung ist eine richtige Kunst. Es müssen ganz unterschiedliche Hörertypen bedient werden. Es gibt einmal die Dauerhörer, die viele Stunden am Tag hören, die Länge variiert aber meistens. Dann gibt es Hörer die nur eine kürzere Zeitspanne hören, aber dafür jeden Werktag zur gleichen Zeit. Zum Beispiel zwischen 07:35 Uhr und 08:10 Uhr auf dem Weg zur Arbeit. Andere hören von 06:30 Uhr bis 06:50 Uhr. Es gibt Musiktitel die von den Hörern erwartet werden (siehe Musikabfragen bei Punkt 1). Die Kunst ist es, dass im Laufe der Woche diese aus Hörersicht Pflicht-Titel mal in der 07-Uhr-Stunde auftauchen zu lassen und mal in der 06-Uhr-Stunde und am Besten auch so, dass es die Langzeithörer nicht nervt. - „Is doch überall so. Zwischendurch mal wechseln oder damit leben.“
Wenn es nur um die Musik geht, ist das der größte Fehler, den man machen kann. Ich verstehe Leute nicht, die bei jedem Song im Radio umschalten, den sie nicht mögen. Das ist zu kurz gedacht: Dann ist die Chance sehr groß, dass dieser Song bei dem anderen Sender eher wieder gespielt wird, als bei dem alten Sender. Denn dort wurde er ja gerade erst gespielt. Es gibt noch einen weiteren Grund: Man verbindet bestimmte Titel mit einem Sender (siehe Punkt 2). Wenn man den Titel dann bei einem anderen Sender hört, dann kann es passieren, dass man unbewusst den Song einem anderen Sender zu schreibt, oder genervter ist, wenn man den dann dort auch wieder hört. - „Ich denke, dass die Radiosender am häufigsten die Musik spielen, für die sie von den diversen Musikverlagen, Plattenfirmen und Künstlerargenturen das meiste Geld erhalten.“
Das ist definitiv falsch! Wenn Radiosender anfangen würden Geld von Plattenfirmen zu nehmen und die Plattenfirmen dafür die Playlisten planen würden, dann würden uns ganz schnell die Hörerzahlen einbrechen — weil Musik eben ein so sensibles Thema ist. Damit würden auch ganz schnell die anderen wichtigen Werbegelder einbrechen. Oder anders ausgedrückt: Es ist das bessere Geschäftsmodel auf Werbung zu setzen und nicht auf die Musikbranche von ethischen Motiven mal abgesehen. - „Andreas Burani hat glaube ich auch einen Vertrag mit Antenne, so gut er auch ist aber 5-8 mal am Tag verleidet einem jeden Sänger“
Andreas Bourani (mit o) hat keinen Vertrag mit Antenne Düsseldorf der vorgibt wie oft er am Tag gespielt wird (siehe Punkt 1). Aber anscheinend haben die NRW-Lokalradios einen guten Job gemacht, die Titel von Andreas Bourani mit dem eigenen Sender zu verbinden. Wenn Titel ganz neu eingeführt werden, werden diese extra erwähnt. Wie zum Beispiel „Neu für den Sektor“ bei 1Live. - „Die Musik auf WDR 2 ist schon lange dem Rotstift zum Opfer gefallen, die Musikredaktion jedenfalls kann man nicht für die dauernde und dauerhafte Wiederholung völlig belangloser Songs loben.“
Meine These: Ich glaube WDR2 (und die anderen Musikwellen) geben deutlich mehr für Musik aus, als noch vor einigen Jahren. Die WDR-Wellen müssen inzwischen sehr viel Geld für die Musikforschung ausgeben. Die Sender sind sehr gut aufeinander abgestimmt, sodass die Wellen zusammen möglichst viele Hörer erreichen können. Da hat es der WDR deutlich einfacher, als der NRW-Lokalfunk. Die Lokalradios können nur mit einem Musikprogramm um die Hörer werben können. - „Die Playlists erstellen Agenturen, die kassieren auch reichlich und es gibt Listen von Stücken die gespielt werden müssen damit ihr auch brav das vorgesehene kaufft. Der WDR Hat genügend Geld.“
Die Playlisten werden von Musikredaktionen erstellt. Das machen keine externen Agenturen. Siehe Punkt 5.Jetzt kommen ein paar Punkte, die sich auf Nordrhein-Westfalen beziehen: - „Aber kommt die nicht meist aus der Zentrale der Lokalradios in OB ? Wenn du mal die Sender durchläufst hörst du dort, auf Neandertal und auf NE die gleiche Musik. Nur evtl mit anderen Kommentatoren.“
Guter Punkt: Warum läuft auf den Lokalradios in NRW die gleiche Musik. Die Zentrale in Oberhausen in Radio NRW ist in Wirklichkeit ein Dienstleister, auf den sich die Betreiber der Lokalradios in NRW geeinigt haben. Es gibt Dinge, die muss nicht jeder Sender selber machen: Nicht alle 45 Lokalradios müssen einen Reporter im Landtag haben. Es reicht auch wenn das ein Reporter für alle Stationen macht. Dafür gibt es dann mehr Kapazitäten für Reporter die im eigenen Ort recherchieren und arbeiten. So ist das auch mit der Musik: Gute Musikforschung und Planung sind teuer (siehe Punkt 1). Deswegen wird das auch gemeinsam gemacht. Die Erfolge beim Hörer hat man aber nur, wenn man die Musik möglichst gut über den Tag und über die Woche verteilt (siehe Punkt 3). Wenn jeder Sender spielen würde, was er wollte, könnte man sich nicht die Musikforschung sparen. Die Hörerzahlen würden sofort einbrechen. Noch ein Punkt zu Radio NRW: Dem Dienstleister gehören die Lokalradios nicht. - „Antenne Düsseldorf, unser Lokalsender, sollte aus diesem Radioverbund austreten, sich erheben und laut schreien : ‚Nein !!! Wir spielen keinen Blunt und keinen Collins mehr. Wir haben Luft genug und geben unseren Hörern, was sie wirklich hören wollen !'“
Ich fürchte die bittere Wahrheit ist: Antenne Düsseldorf würde dann seine Marktführerschaft verlieren. Es gibt ja beispielsweise auch den Bürgerfunk: Dort läuft ganz andere Musik. Was andere Hörer mir immer sagen: Sie finden den Bürgerfunk grundsätzlich gut, schalten aber doch ab, weil sie die Musik nicht mögen. - „Ist ausserdem kein Stadtsender sondern gehört zu einer Kette. Ist eher wie Aldi-Radio. Und das die an der Musik sparen ist doch logisch. Die Moderatoren sind übrigens nicht angestellt, sondern Freiberufler…ich höre die jedenfalls nicht.“
Richtig ist: Antenne Düsseldorf ist kein Stadtsender (wohl für die Stadt, aber nicht von der Stadtverwaltung). Antenne Düsseldorf gehört auch nicht wirklich zu einer Kette. Der Sender ist zwar Teil des NRW-Lokalradio-Netzwerkes, aber das sind Geschäftspartner und keine Kette wie Aldi-Süd oder Aldi-Nord. Jedes Lokalradio besteht aus einer Veranstaltergemeinschaft (das ist ein Verein!) und einer Betriebsgesellschaft, hinter der meist regionale Verlage stecken. Bei Antenne Düsseldorf sind übrigens viele Moderatoren fest angestellt. Beim WDR ist das abder anders: Die bekannten Stimmen dort sind mehrheitlich Freiberufler. - „Warum kann eine reiche Stadt wie Düsseldorf nicht einen wirklich-lokalen-unabhängigen Sender betreiben ? Für die Tour de France war doch auch genug Kohle übrig ? Auch wenn das Beispiel etwas hinkt.“
Ganz ehrlich? Wenn die Stadt Düsseldorf einen Sender betreiben würde, dann gäbe es dort nur Jubelmeldungen und keine Kritik. Wer sich den Nachrichtenbereich auf Duesseldorf.de oder in der offiziellen Stadt-App anschaut, der findet dort zwar Infos zu Sperrungen oder wenn es gute neue Dinge gibt — aber wenn es im Rat Kontroversen zum Beispiel über die Finanzpolitik der Stadtspitze gibt, dann sucht man die dort vergebens. Ich persönlich halte das Rundfunk-Modell in NRW für eins der unabhängigsten, die in unserem Mediensystem möglich sind. Die Journalisten eines Lokalradios sind bei keinem Konzern, sondern bei einem unabhängigen Verein angestellt (siehe Punkt 11). Die Mitglieder des Vereins sind Privatpersonen, die von gesellschaftlich relevanten Gruppen benannt werden. So entsteht sogar eine Unabhängigkeit von den örtlichen Verlegern. - „Antenne hat leider keinen Einfluss auf die gespielten Songs. Diese werden von Radio NRW vorgegeben. Und da diese auch ein Monopol auf Privatsender haben, wird sich da leider nichts ändern. Neue Privatsender sind nämlich nicht erwünscht. In anderen Bundesländern sieht das ganz anders aus!“
Habt ihr euch mal die Privatrundfunklandschaft in anderen Bundesländern genauer angesehen? Mehr Privatradios heißt nicht unbedingt, dass die Musik unterschiedlicher wird. Aufgrund des entstehenden Kostendrucks da man sich den Werbemarkt ja aufteilen muss gibt es in den anderen Bundesländern landesweite Programme, die sich keine oder nur wenige Lokal- oder Regionalstudios leisten. Insgesamt arbeiten in diesen Bundesländern deutlich weniger Hörfunk-Journalisten vor Ort. - „Denen man nichtmal wiedersprechen darf. Da wird man mitunter von Antenne angeschrieben das ob bashing zu unterlassen wenn man Kritik übt.“
Aus meiner Redaktionserfahrung weiß ich: Gegensätzliche Meinungen sind sogar ausdrücklich erwünscht! Leider können einige Hörermeinungen aber nicht vorgelesen oder abgespielt werden, wenn diese nicht sachlich, sondern beleidigend sind — oder sich anderweitig im Ton vergreifen. - „Aber echt Antenne Düsseldorf ist wirklich total schlecht geworden immer diese Wiederholungen“
Na, wer von den Kollegen aus der Branche hat „Bingo!“ gerufen? Der Satz stammt aus dem Automaten für pauschale Medienkritik. Ich muss immer etwas schmunzeln, wenn ich den lese. - „Phil Collins und James Blunt wohnen in einer Zweier-WG mitten im Studio“
Das ist nur die halbe Wahrheit. Andreas Bourani wohnt in der Zweier-WG noch zur Untermiete 😉
Ich kann die Kritik an der Musikauswahl eines Radiosenders verstehen. Aber eine Wette: Wenn alle Kritiker aus der Facebook-Diskussion ihre Lieblingstitel auflisten würden, finden wir mehr Unterschiede als Gemeinsamkeiten. Ihre einzige Gemeinsamkeit ist die Kritik an der Musikauswahl des Radios. Ich bin aber auch froh, dass es diese Kritik gibt. Wie schlimm wäre es, wenn bei jedem Song eines Senders alle Beifall klatschen würden.
Es gibt aber eine Menge Leute die Tag für Tag gerne ihr Radioprogramm einschalten. In Deutschland wird noch immer sehr, sehr, sehr viel Radio gehört. Auch wenn man als Wort-Redakteur manchmal die eigene Arbeit als das Maß aller Dinge hält, muss ich zugeben: Das liegt auch an der professionellen Arbeit der Musikredaktionen.
Foto: Shutterstock / Dark Moon Pictures
Samstag der Tag, an dem im Internet nichts los ist
Eigentlich mag ich Samstage. Wenn es nicht die Tage wären, an denen im Internet nichts los ist. Schaue ich bei großen und kleinen Seiten in die Statistiken, kann man die Samstage oft schon erraten. Wenn ihr also mal etwas im Netz verstecken möchtet, solltet ihr es an einem Samstag veröffentlichen. Die Chance steht gut, dass es kaum jemand mitbekommt. Gefühlt passiert am Samstag im Internet nichts. Aber warum ist das eigentlich so?
Nicht wenige müssen am Samstag arbeiten, vermutlich sind sie die einzigen treuen Online-Konsumenten, die hier und da ihr Smartphone herausholen, um die Zeit bis zum Feierabend zu verkürzen. Wer sein Wochenende normal genießen kann ist nur am Samstag alles andere als in Surflaune. Vielleicht frühstückt man noch in Ruhe, aber dann warten noch die ganzen Einkäufe und Erledigungen. Viele machen ihr Housekeeping. Sport und Verabredungen mit Freunden werden auch noch eingeplant. Und die Abende sind meist auch schon seit Wochen vorausgeplant.
Vor lauter Samstagsaktivitäten bleibt keine Zeit für Displays. Sozusagen ein Sonntag für das Gehirn. Am echten Sonntag hat man dann wieder mehr Zeit für sich selbst. Zeit für ein langes Frühstück, Zeit für die Couch und Zeit für die Familie (in deren Umfeld man sich ja häufig auch schnell hier und da im Smartphone verliert). Man hat wieder Lust Texte zu lesen, zu stöbern, die Lieblingsblogs zu besuchen und ob man sonst irgendwas in der Welt verpasst hat.
Aber auch bei den anderen Medien ist der Samstag ein Ruhetag. Ich habe meine Radiosendung am Samstagvormittag geliebt. Der Samstagvormittag im Radio war immer eine verspätete Primetime. Man hat die Leute beim Frühstück und auf den Weg in die Stadt begleitet; Mittags ist aber immer Schluss gewesen. Die Mitmachraten und Einschaltquoten gehen deutlich zurück. Das Fernsehen spielt wenn dann abends eine Rolle. Selbst die Fußballbundesliga belebt Radio, TV und Online nur zu einem Teil. Die moderne Tageszeitung von heute ist vorsichtshalber auf das ganze Wochenende ausgelegt.
Für mich ist der Samstag der Tag mit den meisten Brüchen in der Mediennutzung. Vielleicht mag ich deswegen den Samstag so gerne.
Foto: CC BY 2.0 Flickr.com / starmanseries
Ein digitaler Assistent für die Rheinländer
Auch 2018 gibt es freitags wieder den #Bröcast. RP-Chefredakteur Michael Bröcker und ich bringen uns wie gewohnt wöchentlich ein Thema. In der ersten neuen Ausgabe geht es erst einmal um die Agenda 2018. Also ein ganz einfaches Unterfangen. Welchen Anspruch sollte ein regionales Nachrichtenmedium haben? Bröcker fällt direkt das Stichwort „Machine Learning“ ein. Welche Artikel können von Robotern geschrieben werden? Welche neuen Freiräume und Möglichkeiten entstehen für Journalisten? Michael meint: Auf jeden Fall sollte ein regionales Medium den Anspruch haben, im Jahr 2018 einen persönlichen Assistenten für die Menschen in der eigenen Region zu liefern. Wenn das nicht mal ein Arbeitsauftrag ist. Hier geht es zu unserer aktuellen Podcast-Episode:
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P.S.: Was wir im Podcast ganz vergessen haben: Uns über das aktuelle Zitateranking für 2017 zu freuen. Wir sind weiter das meistzitierte Regionalmedium.
Unser Chefredakteur @MichaelBroecker: „Wir freuen uns! Die Rheinische Post war auch im Jahr 2017 die mit den meisten exklusiven Nachrichten in anderen Medien zitierte Regionalzeitung in Deutschland.“ pic.twitter.com/DFoqnKaWw2
Rheinische Post (@rponline) January 5, 2018
Das verrückte Medienjahr 2018
Youtube startete einen Audio-Ableger, Spotify startet einen Radiosender, Intel fast vom Markt nach Chip-Sicherheitslücke verschwunden, Facebok stoppt seinen Newsfeed, das NetzDG sorgt für massiven “rger, Overblocking wird Unwort des Jahres 2018, Dieter Bohlen hört mit „Deutschland sucht den Superstar“ auf und geht zu SAT.1 Gold, Rheinland-Pfalz wird zum Medien-Model-Bundesland, der Playboy stellt sein gedrucktes Heft ein, Telekom kauft Sky, Facebook kauft sich die Fußball-Bundesliga-Rechte, Investor Peter Thiel startet FOX-News-Konkurrenten Gizmodovision und erhält Honest-Media-Preis von Donald Trump, Springer-Chef Mathias Döpfner wird Intendant des Saarländischen Rundfunks. Was war das für ein verrücktes Medienjahr.
Dennis Horn, Herr Pähler und ich präsentieren euch den Jahresrückblick 2018 – jetzt in der neuen Podcast-Ausgabe von Was mit Medien bei Deutschlandfunk Nova. Hier geht es zur Sendungsseite. Die Ausgabe könnt ihr euch im Web, bei iTunes oder Spotify direkt anhören. Oder hier im Player:
Foto: CC BY 2.0 Flickr.com / Marco Verch
Schaut euch den TEDx-Talk von Richard Gutjahr an
Dieser Vortrag hat mich sehr bewegt. Zum ersten Mal erzählt Richard Gutjahr auf einer Bühne, wie er zum Opfer einer Weltverschwörungsszene wurde. Nachdem er vom Attentat in Nizza und dem Amoklauf von München für die ARD berichtete, wurden er und seine Familie zur Zielscheibe von irgendwelchen Idioten, die ständig Lügen und Fake News über ihn verbreiteten. Im Vortrag zeigt er einen Zusammenschnitt von Youtube-Videos, vermutlich nur die Spitze des Eisbergs. Ich kenne Richard seit Jahren, wir haben oft zusammengearbeitet und sind mittlerweile befreundet. Diese Seiten des Netzes und der Gesellschaft machen mich wütend.
Als ich den Link zum Video twitterte, antwortete Nicola Wessinghage etwas sehr wichtigtes: „Auch bei #HateSpeech Verschwörungstheorien und Antisemitismus wird den Tätern viel Raum und Aufmerksamkeit geschenkt. Es ist wichtiger, die Opfer zu hören – und gut, dass @gutjahr diese Tortur öffentlich macht.“ (Link)
Ich glaube, das Thema ist noch lange nicht auserzählt. Ich hoffe, wir werden noch mehr von Richard über seine Aufarbeitung hören.
Mega-Klage gegen Spotify und ein spannendes Streamingjahr
In der Nacht erreichte uns diese Meldung: Ein Musikverlag hat Spotify auf mindestens 1,6 Milliarden US-Dollar Schadensersatz verklagt. Der Vorwurf: Bei fast 11.000 Songs habe Spotify die Musik ohne Lizenz und ohne Vergütung im Einsatz. Wixen Music Publishing hatte die Klage eingereicht. Das Label besitzt unter anderem die Rechte an den Songs von Neil Young und Santana.
Diese Klage setzt den Ton für ein spannendes Musikstreaming-Jahr. Branchenkenner erwarten den Börsengang von Spotify. In den USA könnte es eine wichtige Reform der Musiklizenz-Regeln seit Jahrzehnten geben. Und dann schwelen viele Konflikte zwischen Musikern, Plattenlabels und Streamingdiensten. Erst im letzten Mai war Spotify zu einer Zahlung von 43 Millionen US-Dollar bereit, um eine Sammelklage von Songwritern beizulegen.
Die juristische Front ist nicht die einzige für Streamingdienste: Die Konkurrenz untereinander wird immer härter. Spotify hat eine starke Marke, Apple hat für seinen Dienst Music viel Geld auf der hohen Kante und Amazon Music profitiert von den intensiven Kundenbeziehungen des Mutterkonzerns. Gestern sprach ich noch mit dem RP-Kollegen Florian Rinke über dieses Thema und er merkte an, dass Spotify im Gegensatz zu den Konkurrenten über keinen Zugang zur Hardware oder Assistenz-Software verfügt (Apple Music: iPhone / Siri. Amazon Music: Echo / Alexa). Wenn Amazon und Apple die eigenen Musikdienste immer besser in die eigenen Produkte integrieren, ist dies ein Nachteil für Spotify.
Was ich mich frage: Gehen die US-Musikverlage so hart gegen Spotify vor, weil es ein Unternehmen aus Europa ist? Sonst wird in den USA immer gerne kritisiert, wenn die EU hart gegen Unternehmen aus dem Silicon Valley vorgeht. Aber immerhin ist Spotify Branchenführer beim Musikstreaming.
Linktipps:
- Meldung der Nachrichtenagentur AFP
- Hintergrundstück bei The Hollywoord Reporter
- Auch interessant: Gregor Smalzried hat sich von Spotify seine Daten schicken lassen (332 Seiten) und berichtet u.A. im Deutschlandfunk Kultur, wie Streamingdienste die Musik verändern. Die Kurzfassung: Das Pop-Intro stirbt.
Aufwacher-Podcast: Katalanische Separatisten verteidigen Mehrheit im Parlament
Ich habe heute Morgen den Aufwacher-Podcast der Rheinischen Post moderiert. Heute: Prügelattacke wegen Knöllchens — Haftstrafe für 29-Jährigen + Wo ihr Heilig Abend in der Region einkaufen könnt + Streiks bei Ryan Air + So gelingt die Gelassenheit rund um die Feiertage + Zwei „Rheinische Post-Kollegen als „Journalisten des Jahres ausgezeichnet + Das Wetter: Wechselhaft über die Feiertage bei 9 Grad + Hinweis: Über die Feiertage ruhen wir uns aus. Die nächste Ausgabe gibt es am 8. Januar 2018, wie gewohnt gegen 06:30 Uhr.
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Aufwacher-Podcast: Prozess um Attentat auf BVB-Mannschaftsbus beginnt
Ich habe heute Morgen den Aufwacher-Podcast der Rheinischen Post moderiert. Heute: Frauen zahlen für manche Produkte und Dienstleistungen mehr als Männer für vergleichbare Angebote + Vier “nderungen auf die sich Verbraucher im Jahr 2018 einstellen können + Sprachforscher über Ortsnamen im Rheinland + Katalonien wählt ein neues Regionalparlament + Bieterfrist für Airline Niki endet + Die Gesellschaft für Deutsche Sprache wird einen ersten Trend für die beliebtesten Vornamen 2017 vorstellen + Das Wetter: Regnerisch bei 9 Grad
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7 Tipps für Journalisten, die live auf Facebook und Twitter senden
Am vorletzten Donnerstag hatten wir Besuch bei „Was mit Medien von Ellen Schuster, Head of Digital Programming bei der Deutschen Welle. Auf den Medientagen in München hatte ich von ihr einen ganz tollen Vortrag über die Learnings über das Senden über Facebook Live. Die Deutsche Welle hat in den letzten Monaten viel ausprobiert.
Die praktischen Tipps habe ich für euch noch mal zusammengefasst. Herausgekommen ist eine kleine Checkliste, wenn ihr das nächste Mal für ein Medium live im Netz streamt. Ein guter Livestream steht und fällt mit Vorbereitung:
- Prüft vorher die Konnektivität. Ist der Empfang für mobiles Internet gut genug? Ist das WLAN stabil genug? Gibt es ein separates Produktions-WLAN? Funktioniert die Übertragung auch, wenn viele andere Menschen in der Nähe sind und mit ihren Geräten das Netz nutzen? Wenn der Stream immer abbricht, ist das nicht nur für die Zuschauer Käse.
- Geht den Weg vorher ab. Während der Übertragung müsst ihr auf so viele Dinge achten (was ihr sagt, was die Reaktionen sind, ob der Stream läuft), dass ihr es euch leichter macht, wenn ihr euch nicht erst während des Streams eine Strecke suchen müsst.
- Überlegt euch eine Geschichte. Einfach erzählen ist nicht. Was ist der rote Faden des Streams? Was ist die besondere Idee?
- Macht euch Gedanken für den Ein- und Ausstieg. Gute Livestreams leben von ihrer Flexibilität. Aber einige Elemente sollten vorbereitet sein, sonst wirkt ihr planlos.
- Berücksichtige die besonderen Sehgewohnheiten bei einem Livestream. Die Zuschauer bekommen eventuell eine Push-Notification, dass du vor hast online zu gehen. Dann brauchen sie einen Moment, um reinzukommen. Sage nach einer Minute noch einmal worum es geht und wer du überhaupt bist.
- Bereite dich auf den direkten Kontakt mit den Zuschauern vor. Einfach nur seinen Text runter spulen kommt nicht gut an. Jeder gute Livestream ist interaktiv. Überlegt euch aber vorher, wie eure Interaktivität mit den Zuschauern aussehen soll. Ein einfaches „schickt mir eure Kommentare“ ist da nicht genug.
- Nutzt einen Community-Manager. Es ist nicht möglich den Stream und alle Kommentare unter Kontrolle zu haben. Benennt einen Community-Manager, der alle Kommentare im Blick hat und die wichtigsten an euch weitergibt. Bei der Deutschen Welle bekommt der Moderator ausgewählte Kommentare per WhatsApp auf sein Smartphone. Die Kollegen haben auch gute Erfahrungen gemacht, einen eigenen Kammeramann einzusetzen.
Wir haben noch so viel mehr über das Thema Facebook Live gesprochen und warum der klassische Aufsager-Journalismus in einigen Bereichen aus der Mode kommt. Die Ausgabe könnt ihr euch im Web, bei iTunes oder Spotify direkt anhören.
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